Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

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Gesellschafter wurde ungeduldig und reizbar, bis er endlich in einen förm 
lichen Wntanfall ausbrach: „Dieses verwünschte Land mit seinen Geldsäcken! 
Da ist alles so kalt, so ungemütlich — wenn ich nur schon daheim wäre!" 
Die Nordsee war auf unserer Rückfahrt bleigran, schwer und frostig, 
aber Matosch' Laune wurde stündlich wärmer und sonniger. Und als ihn 
im holländischen Hafen der Eilzug aufnahm, war der Oberösterreicher ge 
sprächig und schier übermütig, es ging ja — heim. 
Vöcklabruck, 25. Juni 1918. Es war Mitte der 80iger Jahre, da 
hielt sich Dr. Matosch zeitweise in unserem aufblühenden Städtchen als Gast 
bei seinem Freunde Richard Heub erg er, dem später vielgenannten Wiener 
Tvnkünstler; auf, der dazumal wiederholt zur Sommerfrische hier weilte. 
Ich machte die persönliche Bekanntschaft mit dem Dichter, als wir uns- 
eines Tages auf einem herrlichen Morgenspaziergange begegneten und zu 
fällig einige auffliegende Lerchen gleichzeitig ihre Triller in die Luft 
jubelten. Entzückt von dem seltenen Luftgetön, entspann sich eine anregende 
Zwiesprache. Als ich dabei Geibels Worte begeisternd anführte: 
Wie lieblicher Klang! 
O Lerche, dein Sang 
Erhebt sich, er schwingt sich in Wonne. 
O nimm mich von hier, 
Ich singe mit dir, 
Wir steigen durch Wolken zur Sonne! 
Da taute Matosch auf und ließ mich in seine Frohnatur blicken, was mich 
deshalb erfreute, weil er mit anderen Ortsinsassen keine Verbindungen 
anknüpfte. Bei einer nächsten Zusammenkunft mußte ich ihm die Grab 
stätte unseres Dialektdichters Jungmair auf dem Friefhofe in Schöndorf 
zeigen; da war es, daß es mir gelang, ihn zu einem einzigen Vortrage 
seiner Dichtungen in einem kleinen, geladenen Kreise zu gewinnen. Dieser 
Abend wird mir unvergeßlich bleiben! Nur einmal war es mir noch ver 
gönnt, den lieben Menschen wiederzusehen; das geschah, als er die zün 
dende Festrede anläßlich der Enthüllung des Stelzhamer - Denkmales 
in Linz gehalten hat. Direktor I. Ranch. 
Steyr, 30. Juni 1918. ... In der Anlage eine bisher sorgfältig 
verwahrte Reliquie, Erinnerungsblatt zum Festabend des Unterstützungs 
vereines für deutsche Hochschüler ans Oberösterreich in Wien. (Abschrift 
eures Stenogramms:) 
Der Oberösterreicher-Abend vom 20. Mai 1897 wird in mir viele 
Jahre hindurch die angenehmsten Erinnerungen wachrufen. Unser berühmter 
Landsmann und Dichter Dr. Anton Matosch hat durch seine großartigen 
Schöpfungen die Heimatliebe in uns allen aufs neue entfacht und ge 
kräftigt. Als ich mich ihm vorstellte sagte er: „A, das ist der Goldbacher, 
der mir zwei so schöne Briefe geschrieben hat, aber ich hatte leider keine 
Zeit und mag mich auch nicht gerne als Kritiker auswerfen. Das kommt 
auf den Geschmack an. Gott, wenn Ihnen auch hie und da ein Vers 
„vergrat"; mir „vagrat" ja auch oft einer. Sie werden ja doch iit dieser 
Gesellschaft schon genug Resonanz gefunden haben. Uebrigens werden wir 
Sie heute schon noch hören." Auf meine Antwort, daß ich gegenüber 
einem solchen Meister ganz still sein müßte, erwiderte er: „Nein, nein; m
	        
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