Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

Auch ein Opfer der Kriegsnot ist er uns urplötzlich entrissen; der 
Heimatkunst ein Führer, die dichterische Seele dem Stelzhamer-Bunde, dem 
Heimatlande ein heller Edelstein mit seinem treuen, deutschen Herzen, das es 
umschlungen hielt mit allen Fasern, und doch wird sein Leib nicht ruhen in 
heimatlicher Erde; mit tiefem Weh mußte er sie lassen. Wohl jubelte ihm sein 
Heimatland immer wieder begeistert entgegen in Stadt und Land bei seinen 
ungezählten großmeisterlichen Vorträgen und sonstigen frohbelebenden Kund 
gebungen seiner sonnigen Frohnatur; allein zu einer für sein Leben, Wirken 
und Streben entscheidungsvollen Würdigung durch die Tat, durch Einräumung 
einer Stellung, die ihm das heiß ersehnte Verbleiben in der Heimat ermöglicht 
hätte, ist es nicht gekommen. Kein Parteimann, kein Streber, keine energische 
Kampfnatur und seine getreuesten Freunde ohne den maßgebenden Einfluß auf 
die Gestaltung der Dinge im Lande, Museum und Studienbibliothek, Anstalten, 
die für ihn in Frage gekommen wären, gleich ihm selbst noch laborierend unter 
unwirtlichen Verhältnissen, so stand es um ihn zur kritischen Zeit seiner sommer 
lichen Sonnenwende, so blieb seine Manneskraft gebannt an feine Nährmutter, 
als Bibliothekar an die k. k. geologische Reichsanstalt in Wien, und floß sein 
reiches künstlerisches Talent zumeist der Gesellschaft und den literarischen Kreisen 
der Großstadt zu. Allerdings mit einer Rückwirkung auf das Heimatland, wie 
speziell die großartige Stelzhamer-Iubelfeier am 24. November 1902 im großen 
Musikvereinssaale in Wien im Zeichen seines Ansehens stand, deren reichlichstes 
Erträgnis das Stelzhamer-Denkmal in Linz und mittelbar jenes in Ried im 
Gefolge hatte. Doch bahnbrechende Schöpfungen, wie seine großzügig angelegte 
Stelzhamer-Biographie und das seinerzeit vielfach mit ihm besprochene Drama 
„Stephan Fadinger" entbehrten zu ihrer Durchführung gar zu hart der heimat 
lichen Sonne und wird erst der Nachlaß weisen, wie weit sie gediehen. Als 
ein kindlich frommes Gemüt glückselig über seine Ernennung zum Regierungs 
rat, ausgezeichnet mit dem Bauernfeld-Preise, mächtig gehoben in seinem 
Selbstvertrauen und getragen von der hohen Würde eines Großmeisters der 
ältesten und angesehensten Künstlervereinigung in Wien „Die grüne Insel", 
beglückte sein also durchsonnter Lebensabend mit dem hoffnungsfreudigsten Aus 
blicke auf einen langen, vollen Erntesegen seiner lichtvollen Sendung. Da 
verstummt der seelenvollste Sänger des Frühlings inmitten des blühenden Mai. 
Die Residenzstadt bereitet ihm ein Ehrengrab. Fiducit herzlieber Jugend 
freund und Bundesbruder! In deinen Werken lebst du auferbaulichst in uns 
und in der Nachwelt fort. Deine opferfreudige Hingabe im Dienste der Heimat 
liebe, als Leitstern wird sie voranleuchten im Bunde, in dessen zeitgemäß erwei 
tertem Wirkungskreise zu der Heimat Heil und Segen. In diesem Aufblicke 
bleibe uns getreu das Zuhalten aller lieben Heimatfreunde. 
E f er d i n g, 9. Mai 1918. 
Für den Stelzhamer-Bund: 
Dr. Hans Zötl.
	        
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