Volltext: Ausgewählte Dichtungen [14]

Die Guelphenmutter. 
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III. 
stürmet die Schar dort so wütend hin, 
Voran ein gebietender Ghibellin? 
Er schwingt den Pechkranz hoch in der Hand, — 
Das Ziel ist gefunden, — er schleudert den Brand. 
— Ein stattlich Gebäude —- wohl ist's ihm bekannt, — 
Dem hat er jetzt das Verderben gesandt, 
Die Flamme gehorcht dem blutigen Mann, 
Sie fährt an das Haus wie ein Pfeil hinan. 
Er blickt, wie mit Gier, in des Feuers Bilder, — 
Es grinst in den Pfuhl der Teufel nicht wilder. — 
Doch jetzo über dem brennenden Haus 
Stürzt bleich ein Weib mit zwei Rindern heraus; — 
Die blonden Rnaben in beiden Armen, 
So fleht die Mutter herab um Erbarmen. 
— Was starrt ihr die Rede so gäh im Munde? 
Was gibt ihr das Auge für eine Runde? 
Zu kennen scheint sie der Ghibellin, 
Doch kein Entsetzen erschüttert ihn. 
Dieselben Züge trägt er, wie droben 
Das Weib, das um Gnade die Hände erhoben. 
— Die Schwester ist's, die um Rettung fleht, 
Die bald inmitten der Flammen steht. 
Und jetzo ruft sie wieder 
Zn starrer Verzweiflung nieder: 
—- Wie schneidet der Ton durchs Männergebein — 
„Erbarme dich, Bruder! — Erbarme dich mein! 
Und findet die Mutter nicht Gnade vor dir, 
So rette die schuldlosen Rinder hier!" — 
Das Ungeheuer — noch schrecklicher drauf — 
Erwidert das Ungeheure hinauf: 
„Ein Guelph ist der Mann, dem du gabst die Hand, 
Du hast zerrissen des Blutes Band! 
Doch — willst du mit uns ghibellinisch denken, 
So will ich das eigne Leben dir schenken. 
Doch — was ich bedinge, das tue zur Stell, — 
Du mußt dich sühnen, — das Mittel ist schnell — 
Wirf deine Rnaben — die guelphische Brut — 
Du selber, hinab in die tötende Glut!"
	        
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