Volltext: Eine Sammlung ausgewählter oberösterreichischer Dialectdichtungen [1]

Franz stelzhamer. 
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Mundartliche Dichtungen: *. Lieder in obderennsischer volks- 
mundart. Wien *857, 2. Au fl. j(8^5. (vergriffen.) — 2. Neue G e- 
sänge in obderennsischer Volksmundart. Wien *8^**, 2. Aufl. *8^*^. — 
5. Neue Gedichte in obderennsischer Volksmundart. Regensburg *8^6. 
0.(5. Manz.) — 4. D' Ahnl. Wien *85}, 2. Aufl. *85H. — 
5. Gedichte. Lotta *855 (darunter auch d'Ahnl). — 6. Neueste 
Lieder und Gesänge. Linz *868. — 7. Ausgewählte Dich- 
tungen von F. St. herausgegeben von Rosegger. ^ Bände. *882. 
Gebunden 5 fl. 50 kr. (hartleben, Wien.) t 
F r a n z Stelz Ham er ist nicht bloß unter den mundartlichen 
Dichtern Gberösterreichs, sondern Süddeutschlands überhaupt der erste. 
Diese Anerkennung, sein gutes Recht, wird man ihm auf die Dauer nicht 
vorenthalten können. Ls wäre ihm unter uns Deutschen längst geworden, 
wenn er nicht unser Fleisch und Blut, sondern etwa ein Grönländer oder 
ein alter Mexikaner wäre. Gewaltigeres ist in der gesammten mund 
artlichen Literatur Deutschlands nicht zu finden als seine „Königin Noth" 
oder ,,s' Mahrl von Taod"; feiner sind Lharakter und Sitten eines Volkes 
nie gezeichnet worden, als die des oberösterreichischen Bauernvolkes in 
der „Ahnl"; frischer und witziger ist nie gesungen worden, als in Stelz- 
hamers Liedern, was ihm den ersten Platz sichert, ist die wunderbare 
Kunst, in der Sprache und mit den Vorstellungen eines Landmannes nicht 
allein Kleinigkeiten, sondern auch die höchsten sittlichen Fragen zu behandeln, 
an denen der menschliche Geist seit Urzeiten sich abmüht. Immer bleibt 
Stelzhamer dabei der Bauer seiner Heimat; versteht sich kein erster bester, 
sondern „a sinnirada Kopf, in den's brinnt untan huat." Solche Köpfe 
hat es bekanntlich zu allen Zeiten und nicht bloß bei den Gebildeten 
gegeben, was man an seinen Dichtungen am ehesten zu bedauern findet, 
ist die Ungebundenheit, mit welcher er seine Genialität oft spielen läßt. 
was wir an trefflichen Gedanken hiedurch gewinnen, verlieren wir an 
der Klarheit und Rundung des Eindruckes. Stelzhamers Sprache ist die 
urwüchsige Bauernmundart am Nordabhange des Hausrucks. Er beherrscht 
sie mit unübertroffener Meisterschaft. Und von diesem Dichter, dessen 
Werke ein kostbares Hausbuch unseres Volkes zu sein verdienten, bleiben 
sogar die „Ausgewählten Dichtungen" liegen, von einer Gesammtausgabe 
zu schweigen! hier haben die Deutschen, Gberösterreich voran, eine 
Schuld zu zahlen. Schullehrer vor! W.
	        
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