Volltext: Statistische und geschichtliche Notizen über den Ort und Gemeindebezirk Andorf im Innkreise

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In vielen Orten des Jnnkreises hörte der Gottesdienst 
gänzlich auf, weil die Priester nicht mehr hinreichten, den Gottes¬ 
dienst zu versehen; weit und breit hörte man keine Glocke mehr. 
Endlich verlief die Seuche, und hörte im 1.1650 gänzlich 
auf. Schon bei der ersten Schweden-Invasion in den I. 1632 
und 1633 waren viele Weiler, Schlösser, Klöster, Flecken und 
Städte in Flammen aufgegangen, im I. 1648 aber fast alle. 
Innerhalb ganzer Quadratmeilen befanden sich in manchen 
Gegenden nur 20—30 Menschen, kein Pferd, keine Kuh, kein 
anderes eßbares Thier, wohl aber Bären und Wölfe in großer 
Zahl; kein Haus, kein Fruchtbaum, wohl dafür Dickichte von 
Waldbäumen auf Grund und Boden, welchen vor dreißig Jahren 
noch die Pflugschar durchzogen hatte. Seit der Zeit des Attila 
und der Ungarn ist Bayern nicht mehr so verwüstet worden, 
als es während dieser Jahre geschehen ist. Die Volkszahl war 
1649 um die Hälfte geringer, als sie a. 1618 war. 
Churfürst Max I. that alles Mögliche, seinen verarmten 
Unterthanen nach Kräften aufzuhelfen, doch er überlebte den 
Friedensschluß nur um 3 Jahre, denn er starb im I. 1651 im 
79. Jahre seines Alters, und hinterließ seinem Sohne Ferdinand 
Maria die Regierung und die Aufgabe, die Wunden des 30jäh- 
rigen Krieges an seinem niedergedrückten Lande durch ein weises, 
friedliches Walten zu heilen. 
Im I. 1695 herrschte in der Pfarre Andorf eine große 
Sterblichkeit; während dieselbe im Jahresdurchschnitte 90—115 
betrug, wurden im genannten Jahre 149 Erwachsene und 45 
Kinder beerdigt (im 1.1694, 146). 
©er spanische Während in der letzteren Hälfte des 17. Jahrh. Bayern 
Erbfolge-Krieg sich ruhiger und glücklicher Zeiten erfreute, war der Anfang des 
folgenden für selbes sehr traurig; denn im Jahre 1702 war 
wegen der Thronfolge in Spanien zwischen Oesterreich und Frank¬ 
reich Krieg ausgebrochen, in welchem Churfürst Max Emmanuel, 
dem überhaupt die Liebe zum Frieden fehlte, sich auf die Seite 
Frankreichs stellte, und hiedurch über sein Haus und sein Volk 
unsägliche Leiden und Drangsale heraufbeschwor.
	        
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