Volltext: Statistische und geschichtliche Notizen über den Ort und Gemeindebezirk Andorf im Innkreise

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es entstand eine große Überschwemmung; das Wenige, was in 
Folge der schlechten Witterung nicht verdarb, konnte auch nur 
mit Mühe eingebracht werden, da man in beständiger Furcht 
lebte, es möchten die Schweden über den Inn setzen. 
Ferners was für ein Schaden wurde den Insassen in den 
Landgerichten Schärding, Ried imd Braunau durch die durch¬ 
ziehenden kaiserlichen Völker an Gärten und Wiesen zugefügt, 
was wurde an Fried- und Zaunholz ausgerissen und verbrannt, 
was wurde den an den Straßen gelegenen Bauern und Dörfern 
an Getreide auf den Feldern und in den Scheunen niedergetreten, 
verfüttert und verstreut, so daß die Unterthanen nicht im Stande 
waren, ihre Steuern, Dienste und andere Giebigkeiten zu ent¬ 
richten. In Folge des Mißwachses entstand eine Theuerung 
und eine schreckliche H n ng er s n o t H. Unzählige Menschen 
starben des Hungertodes, oder waren genöthiget, ihr Leben durch 
den Genuß der eckelhastesten Nahrungsmittel zu fristen. Ein 
Schäffel Getreide kostete kurz zuvor 8, höchstens 15 fl.; im I. 
1648 konnte man ihn kaum um 50—60 fl. kaufen, und dieser 
hohe Preis hielt sich bis zur nächsten Ernte, weil in vielen 
Gegenden der Anbau unterlassen worden war. 
Als natürliche Folge des Hungers stellten sich Krankheiten 
der Menschen und Thiere ein, bis endlich die furchtbare Seuche, 
die eigentliche Pest, erfolgte, welche vom Anfange bis zum 
Schluße des Jahres 1649 über das Land ihre Geisel schwang, 
Furcht, Trauer, Elend imd andere Leiden verursachte. Bei den 
Angesteckten zeigten sich Beulen und Flecken. Arme und Fremde, 
welche von der Krankheit befallen waren, wurden in keine Stadt 
mehr eingelassen, in kein Haus aufgenommen, und mußten von 
aller menschlichen Hülfe entblößt unter freiem Himmel unter 
Zäunen ihre Seele aushauchen; wo man sie fand, wurden sie 
auch in die Erde verscharrt. Weil die Zahl der Todtengräber 
nicht mehr ausreichte, mußten selbst angesehene Leute ihre Ver¬ 
wandten eigenhändig zur Erde bestatten. 
Auch in Schärding hatte die Pest stark eingerissen; täglich 
starben 7—8 Personen, im Verlaufe des Jahres mehrere 100 
Personen; deßhalb wurde die Stadt streng abgesperrt.
	        
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