Volltext: Statistische und geschichtliche Notizen über den Ort und Gemeindebezirk Andorf im Innkreise

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Im Jahre 476 hatte Odoaker, Fürst der Heruler, das 
weströmische Reich vollends zertrümmert; er gebot als König 
von Italien auch über Norikum; aber im I. 493 unterlag er 
der Macht des großen Ostgothen-Königs Theodorich, welcher über 
den Trümmern des weströmischen Reiches das ostgothische Reich 
aufrichtete, das jedoch nach Theodorich's Tode (a. 52G) wieder 
zerfiel. Denn mit das I. 508 waren von Nordosten her, 
geführt von ement Zweige der Agilulfinger-Fürsten unter H. 
T h e o d o I. die B o j o a r i e r aufgebrochen, und hatten sich 
im Einverständnisse mit den fränkischen Königen, aber schlag¬ 
fertig gegen Männiglich, über die Donau, Isar und den Inn 
gegen Vindelicien und Norikum beweget. Es galt einen heißen 
Kampf um den Besitz des vom Lech-Fluße bis zur Ens reichenden 
Landes, da die römisch-gothische Streitmacht, welche an der Donau, 
und am Inn, und auch einwärts in den Kastellen und Ver¬ 
schanzungen aufgestellt war, gegen den gewaltigen Andrang der 
Bojoarier nicht ausreichte, sondern allenthalben unterlagt) 
um sich für den Fall eines plötzlichen Uebersalles der Feinde verbergen und 
in's Freie salviren zu können, mit langwieriger und ausdauernder Mühe 
gruben. Ein solcher unterirdischer Gang lief auch vom Kastelle bei Andorf 
aus in südwärtiger Richtung herab in das Thal, unter dem Platze des Ortes 
hindurch, und spaltete sich in zwei Gänge, deren einer südwestwärts gegen die 
Pram zu verlief, der andere in südöstlicher Richtung gegen den rückwärts 
des Huemer'schen Kellers aufsteigenden Hügel sich fortsetzte, und unweit des 
sogenannten Berghäusels sein Ende und seinen Ausgaug hatte. Die Höhe 
dieses Ganges variirte zwischen 2%—5 Fuß, die Breite zwischen 2—2y3 
Fuß, so daß nur schmächtige Gestalten, und zwar gebückt leicht durchpassiren 
konnten; stellenweise waren Nischen zum Einstehen ausgehauen, um einer 
entgegenkommenden Person ausweichen zu können; auch kleine Wandnischen 
waren vorhanden, zum Einstellen der Lampen, und sämmtliche Wandnischen 
zeigen sich vom Lampenrauche geschwärzt. In Folge der über diesem Gange 
vorgenommenen Kulturarbeiten und Bauten sind viele Stellen derselben ein¬ 
gestürzt. 
Rückwärts des Hofbauern-Stadels wurden viele Menschengebeine, 
welche schichtenweise übereinander lagen, ausgeoeckt; vielleicht daß dort der 
Beerdigungsplatz der Besatzungsmiliz gewesen sei. 
l) Noch heutzutage werden die Wahl- und Kampfplätze, auf beiten die 
vordringenden Bayern mit den Römern und Ostgothen um den Besitz und
	        
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