\
— 17 -
Im Jahre 476 hatte Odoaker, Fürst der Heruler, das
weströmische Reich vollends zertrümmert; er gebot als König
von Italien auch über Norikum; aber im I. 493 unterlag er
der Macht des großen Ostgothen-Königs Theodorich, welcher über
den Trümmern des weströmischen Reiches das ostgothische Reich
aufrichtete, das jedoch nach Theodorich's Tode (a. 52G) wieder
zerfiel. Denn mit das I. 508 waren von Nordosten her,
geführt von ement Zweige der Agilulfinger-Fürsten unter H.
T h e o d o I. die B o j o a r i e r aufgebrochen, und hatten sich
im Einverständnisse mit den fränkischen Königen, aber schlag¬
fertig gegen Männiglich, über die Donau, Isar und den Inn
gegen Vindelicien und Norikum beweget. Es galt einen heißen
Kampf um den Besitz des vom Lech-Fluße bis zur Ens reichenden
Landes, da die römisch-gothische Streitmacht, welche an der Donau,
und am Inn, und auch einwärts in den Kastellen und Ver¬
schanzungen aufgestellt war, gegen den gewaltigen Andrang der
Bojoarier nicht ausreichte, sondern allenthalben unterlagt)
um sich für den Fall eines plötzlichen Uebersalles der Feinde verbergen und
in's Freie salviren zu können, mit langwieriger und ausdauernder Mühe
gruben. Ein solcher unterirdischer Gang lief auch vom Kastelle bei Andorf
aus in südwärtiger Richtung herab in das Thal, unter dem Platze des Ortes
hindurch, und spaltete sich in zwei Gänge, deren einer südwestwärts gegen die
Pram zu verlief, der andere in südöstlicher Richtung gegen den rückwärts
des Huemer'schen Kellers aufsteigenden Hügel sich fortsetzte, und unweit des
sogenannten Berghäusels sein Ende und seinen Ausgaug hatte. Die Höhe
dieses Ganges variirte zwischen 2%—5 Fuß, die Breite zwischen 2—2y3
Fuß, so daß nur schmächtige Gestalten, und zwar gebückt leicht durchpassiren
konnten; stellenweise waren Nischen zum Einstehen ausgehauen, um einer
entgegenkommenden Person ausweichen zu können; auch kleine Wandnischen
waren vorhanden, zum Einstellen der Lampen, und sämmtliche Wandnischen
zeigen sich vom Lampenrauche geschwärzt. In Folge der über diesem Gange
vorgenommenen Kulturarbeiten und Bauten sind viele Stellen derselben ein¬
gestürzt.
Rückwärts des Hofbauern-Stadels wurden viele Menschengebeine,
welche schichtenweise übereinander lagen, ausgeoeckt; vielleicht daß dort der
Beerdigungsplatz der Besatzungsmiliz gewesen sei.
l) Noch heutzutage werden die Wahl- und Kampfplätze, auf beiten die
vordringenden Bayern mit den Römern und Ostgothen um den Besitz und