Volltext: 36. Folge (36. 1937)

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Revisionistisches 
achrichtenblatt 
für die jüdische 
Bevölkerung der 
Alpenländer. 
Organ der 
NeuZ 
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RGANISATION. 
Herautgeber: Neu-Zion. Organisation, Ortsgruppe Linz a.D., Gustav Ederstr. 5. Verantwortlicher Schriftleiter: Ernst Hartmann, Linz a. D., Landstr. 68 
36.Folge - Linz;am 15.Dezember 1937 (ll.Tebeth 5698) 
Wir aber werden den unsterblichen Gedanken 
unseres Volkes mit alter Treue auch ferner¬ 
hin in unserem Gemüte hegen.Vergesse ich 
Dein,Jerusalem,so werde meiner Hechten ver¬ 
gessen. Aus Herzl's Tagebücher. 
Dichtung und Wahrheit, 
Für den Auf-und Ausbau eines Systems ist Konsequenz des Denkens und 
Handelns unbedingte Voraussetzung.Diese Erkenntnis scheint aber jenen zioni¬ 
stischen Faktoren zu fehlen,die heute trotz aller tragischen und politischen 
Niederlagen wiederum vor das Volk treten und vom neuen " Judenstaat " Spre¬ 
itchen.Es ist gar nicht allzulange her,als die zionistischen Politiker uns das 
Märchen von der " Prosperity " in Palästina erzählten und die Parole ausgaben: 
Nicht Judenstaat,sondern geistiges Zentrum,kultureller Aufbau,höchstens bi¬ 
nationaler Staat,aber doch nur ein Nationalheim,denn alles andere wäre unse¬ 
ren englischen Freunden ungelegen.- Wer damals von einem Judenstaat zu spre¬ 
chen wagte,wurde von diesen Ps'eudo-Propheten als Schädling der zionistischen 
rGesellschaft bezeichnet und mit den bei uns Juden in jeder Situation so glän¬ 
zenden " Waffen des. Geistes verfolgt , 
Damals vertraten den Zionismus wenigstens noch jüdische Menschen,die 
im politischen Leben des Judentums standen.Heute aber,angesichts des vollkom¬ 
menen Zusammenbruches jener Szenerie,die dem jüdischen Volk als tägliche Kost 
verabreicht wurde,heute senden sie uns Dichter ! Nach Erez Israel können 
sie Euch Juden zwar nicht bringen,aber dafür senden sie Euch Dichter und Gei¬ 
ster,auf daß Ihr Euch an den geistigen Inhalten Kostproben dieser Literaten 
erfreuet und durch " glänzend aufgebaute " Vorträge Euer vernichtendes Elend 
vergesset,jenes Elend,in welches Ihr gerade durch die Initiatoren dieser 
" hochgeistigen Vortragsabende " hineingeführt worden seid ! Alles dürft Ihr 
Juden der Galuth,spenden für Keren Hajessod,geben für Keren Kajemeth,spenden 
yjjnd geben - aber eines dürft Ihr nicht : D e n k e n ! 
Selbst die schönsten Dichterworte können die Karikatur eines Juden¬ 
staates von 4.000 km^ nicht wünschenswert erscheinen lassen.Warum dann die 
plötzliche Bejahung eines derartigen t! Judenstaates " ? Weil dies heute wieder 
in die Politik unseres englischen Freundes paßt.Und diese Freundschaft geht so 
_weit,daß Weizmann schon vor dem Kongreß die zionistischen Ideale preisgegeben' 
'-hat und heute seitens der zionistischen Organisation vor ein jüdisches Ehren¬ 
gericht zitiert wird.- Sollte es noch etwas mit Zionismus zu tun haben,wenn 
von 17 Millionen Juden auf der Welt,bloß 4oo.ooo (oder etwas darüber) in ein 
Staatswesen,das von vornherein nicht lebensfähig ist,zusammengeschweißt werden? 
Darum hört endlich Ihr Juden der Galuth die 7/ahrheit,die einzigmög¬ 
liche jüdische Lösung ' Judenstaat zu beiden Seiten dos Jordans !! Wenn Ihr 
aber .jenen schöngeistigen Dichterworten glaubt,so wie Ihr früher von der 
Wahrheit der altzionistischen Politik überzeugt wäret,so werdet Ihr auch dies*- 
mal mit gräßlicher Ernüchterung aus Eurer " hochgeistigen " Erbauung erwachen. 
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