Volltext: 30. Folge (30. 1937)

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AUS PALÄSTINA. 
Ben Gurions ideologischer Umfall. Lie Führer der „Histadrut" (links¬ 
gerichtete Arbeiter-Organisation Palästinas) vertraten bisher den Stand¬ 
punkt, dass eine Verständigung mit den Arabern nur über den Weg der Eini- 
g=ua*g zwischen der jüdischen und arabischen Arbeiterschaft möglich wäre. 
Bei der letzten Konferenz der „Histadrut" musste deren bekannter Führer, 
Ben Gurion,zum Erstaunen seiner Chawerim feststellen, dass diese langjäh¬ 
rige Anschauung irrig sei und dass zwecks Erreichung eines endlichen Frie¬ 
dens ins Palästina der Weg zu den arabischen Führern, den Effendis (also 
zu den Ausbeutern der arabischen Arbeiterschaft !) gesucht werden müsse. 
Lieser geistige Umfall unserer Linken in Ere2 Israel wurde von Ben Gurion 
klar und eindeutig proklamiert, wodurch bewiesen erscheint, dass die bis¬ 
herige Ideologie -obwohl sie jahrelang dem jüdischen Volke als die einzig 
richtige verkündet wurde -in der Frage der Araber grundfalsch gewesen war. 
Die letzten Ereignisse in Palästina haben vielmehr gezeigt, dass in der 
Stunde des Kampfes der arabische Arbeiter zu seinem Volke und. nicht zur 
..Histadrut" steht,- Wie wäre es, wenn auch die linke jüdische Arbeiter¬ 
schaft Palästinas sich diesen Grundsatz für ihr jüdisches Volk zu eigen 
machen würde ? In der Stunde der Not und Gefahr kann es nur ein einiges 
und geschlossenes jüdisches Volk geben i Wenn wir aber in unserem Lande 
die Majorität erreicht halsen werden, dann- wollen wir uns auch über die- 
Form und Gesellschaftsordnung in Erez friedlich auseinandersetzen. Lieser 
Weg wäre im Sinne Theodor Herzlos sicherlich der einzige und wünschenswert 
Wieder Hiobsbotschaften aus Palästina. Waren es in den vorigen Wochen 
vereinzelte Überfälle auf Juden, ist nunmehr abermals der Sturm über Palä¬ 
stina entbrannt. So wie im Vorjahre -in wenigen Wochen jährt sich der Tag. 
des Ausbruches der vorjährigen Unruhen- wenden die Araber auch jetzt die¬ 
selben Methoden an: Heimtückisch, rücklings, überfallen sie ahnungslose 
Passanten und - entkommen. Und zu unserem tiefen Schmerze scheint sich der 
Jischuw auch diesmal wieder gerne in den Winkel der entsetzlichen „Hawläga 
hineinmanövrieren zu lassen. Er erschöpft vorläufig seine Empörung in — 
Protestartikeln in seiner Presse. Quo usque......? 
Wa.uch.ope kehrt zurück. Infolge der erneuten Terrorfälle hat der High 
Commissioner seinen Londoner Urlaub sofort abgebrochen, und sich nach Palä¬ 
stina begeben. ' : 
Aus Palästina wird uns geschrieben; (Dieser Drief datiert noch vor 
den dzt. wieder auflebenden Unruhen. Anm.d.Red.)„........die Lage im Lande 
hat sich leider noch nicht zum Besseren geändert. Unter der hier herrschen 
den Ungewissheit leidet die Wirtschaft und besonders die Bau-Branche. Man 
wartet auf die Entscheidung der Königl.Kommission. - Der Jischuw ist ge¬ 
festigt und wird diesmal nicht Warten; wenn England uns nicht schützen 
wird, werden wir uns selbst zu schützen wissen. (Hoffentlich! Anm.d.Red.) 
Schade,dass man Jabotinsky verhöhnt, der diese Forderung stets vertreten 
hat. Heute aber, da so viele Opfer ah jüdischem Gut und Blut gebracht wor¬ 
den sind, greift man das Programm dieses Männes auf* der aus der alten Z«0 
buchstäblich hinausgeekelt wurde Ob' die gegenwärtige, verantwortli¬ 
che Politik der alten Z.O. für eine solche Umstellung geeignet sein wird, 
muss nach den bisherigen.Erfahrungen sehr bezweifelt werden ..." 
Im Interesse des Jischuw "wäre aber aus ganzem Herzen eine eheste allgemein 
Befriedung zu wünschen.
	        
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