Volltext: 25. Folge (25. 1936)

und ein Herr Simon Marks beim Kolonienminister vorgesprochen haben, um 
die „Verlängerung" der Amtsperiode des „guten" Herrn Oberkommissärs zu 
erwirken, die dann zum Unglück des jüdischen Volkes auch tatsächlich 
erfolgt ist. 
Jüdische Kultur und Zivilisation. So haben sich in Erez Israel be¬ 
wußte Störungstaivtik der Regierung mit ausgesprochener Unfähigkeit der 
.jüdischen Führung verbunden. Schon einmal hat Weizmann's Verzichts- und 
Erfüllungspolitik seinen Sturz zur Folge gehabt und kaum er nun wieder 
die Führung übernimmt, kommt neues Elend und neue Verzweiflung über das 
jüdische Volk.Weidmann selbst war, der noch vor wenigen Monaten meinte, 
daß man in Palästina keine jüdische Mehrheit brauche, um Zivilisation 
und Kultur zu verbreiten. Gewiß, mit blutigen Judenkreuzern wurden Zivi¬ 
lisation und Kultur in Palästina geschaffen, aber die arabische Mehrheit 
hat die ethischen und menschlichen Absichten nicht gewollt. Jetzt geben 
die vielen Todesopfer, die vertriebenen Juden aus Jaffa, die brennenden 
Häuser, die vernichteten Felder und Fluren, die hunderttausenden ausge¬ 
rissenen Orangen- und Obstbäume und nicht zuletzt das weitere Andauern 
der Unruhen in Palästina beredtes Zeugnis dieser falschen Politik. 
Prosperity-Illusion. Auch dem sorgenlosen„Prosperity-Traum" der 
bisherigen Führung der alten Zionistischen Organisation folgte ein bit¬ 
teres Erwachen. Von allen Seiten werden die Juden fürchterlich bedrängt. 
Die entsetzliche Not in Polen und Rumänien, die tragische Lage in 
Deutschland und der ständig weiter greifende Antisemitismus, der selbst 
vor England und den westlichen Ländern nicht mehr haltmacht, haben allen 
Juden ohne Ausnahme Palästina als einzigen Hoffnungsschimmer 
erblicken lassen. Die grundfalsche Auffassung des zionistischen Problems, 
dessen Lösung nach der sozialen Seite versucht wurde, hat sich bitter 
gerächt. Für Palästina gibt es keine Klasseninteressen; denn -so haben 
wir es immer gepredigt- Erez Israel ist eine nationale Frage, die alle 
Schichten des jüdischen Volkes in gleicher Weise betrifft. Die Juden auf 
der ganzen Welt leiden die schwere Not nicht nur infolge ihrer sozialen 
Lage, sondern vor allem deshalb, weil sie überall in der Welt nationale 
Minderheiten bilden, die in den Völkern eingesprengt sind. 
Revisionistisches Programm ! Kein Wunder, wenn heute alle zionisti¬ 
schen Zeitungen mit Protesten voll sind, wenn die darin aufgestellten 
Forderungen zur Gänze revisionistische Postulate darstellen,und das Juden 
tum der ganzen Welt kategorisch die Aufstellung der Jüdischen Legion ver¬ 
langt, da nur diese imstande wäre, Gut und Blut unseres Volkes ^"Palä¬ 
stina wirksam zu schützen. Noch vor einem Jahre aber haben dieselben jü¬ 
dischen Zeitungen aus engem Parteidünkel heraus diese unsere Legionsfor¬ 
derung abgelehnt und als „faschistisch" bezeichnet. - Man soll in diesem 
schweren und kritischen Stunden, da es sich um Sein oder Nichtsein han¬ 
delt, keine innere Abrechnung halten. Es ist dies auch gar nicht nötig; 
denn ein Blick auf die fürchterlichen Ereignisse in Erez Israel, durch 
die wir bis jetzt 58 jüdische Menschenleben zu beklagen haben, sprechen 
genug für sich! 
Jabotinsky weist den neuen Weg. Es kommen schwere Tage für das jüdi¬ 
sche Volk; die politische Lage ist schlecht und verfahren. Die „legitime" 
Vertretung des jüdischen Volkes, die Jewish Agency, hat abgewirtschaftet 
und hinterläßt ein politisches Trümmerfeld. Die alte Zionistische Organi¬ 
sation, diese moderne, in ihren kleinsten Teilen prachtvoll bürokratisier 
te Geldsammel-Maschine, entspricht nicht mehr der politischen Methodik 
unserer Zeit. Alte Formen müssen fallen, um neuem Beginnen Platz zu ma¬ 
chen. Vladimir Jabotinsky , der seit Jahren dieses Fiasko der 
alten Zionistischen Organisation vorausgesagt hat, weist in einer großen 
Rede, die er kürzlich in Prag gehalten hat, den neuen Weg. A*is großer 
zionistischer Patriot richtet er einen Friedensvorschlag an die Adresse 
der alten Z.O. Eine Manifestation der Einheit, eine riesige Weltmani¬ 
festation des ganzen zerstreuten jüdischen Volkes soll England und der
	        
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