Volltext: Die Lehren des Krieges [1]

tert, verspüren wir einen Rest jenes altösterreichischen Schwei¬ 
gens. Das Manifest des Kaisers an seine Völker bei der 
Eröffnung des Krieges und das zweite Manifest nach der 
Kriegserklärung Italiens sind durch die Kraft, Reinheit und 
Würde ihrer Sprache erhabene Dokumente der Weltgeschichte; 
auf die Worte des Kaisers haben die Völker Österreichs ihre 
Antwort gegeben in Taten, von denen die späteste Geschichte 
noch bewundernd berichten wird, und die Presse aller Par¬ 
teien und aller Zungen begleitet diese Taten mit ihrem 
begeisterten Kommentar, aber wir haben es doch nicht dahin 
gebracht, daß die Antwort der Völker von einem berufenen 
Sprecher zusammengefaßt ausgesprochen wurde, sowie Beth- 
mann-Hollweg für das deutsche Volk die Losung ausgab und 
wie in Ungarn Graf Tisza und die Oppositionsführer das 
Gefühl der Nation in einem kraftvollen Akkord vereinigten, 
in welchem sich alle Dissonanzen auflösen. Uns fehlt die 
parlamentarische Tribüne und der Sprecher von der Tribüne 
herab, der für die männliche Tat das männliche Wort findet. 
Das gute Wort zur rechten Zeit ist auch eine gute Tat. 
Wenn die Taten des Krieges getan sind, so werden sie in 
dem guten Worte fortleben, das überall hindringt, überall 
den gleichen Sinn erweckt und damit für den weiteren 
Ausbau des Staates durch die Seelen des Volkes die 
gemeinsamen Grundlagen, die Gleichen des Staatsbaues 
ausbreitet. Welche Gelegenheit für einen großen politischen 
Baumeister, den ausbauenden Sinn des Krieges, der alle 
Österreicher in einem großen Werke vereinigt, den Völkern 
in die Seele zu sprechen! Solch eine Gleiche aus der über¬ 
wältigenden Gesinnung des Krieges durch den ganzen Staat 
gelegt, wäre der wahre, der innere Ausgleich, den wir nach 
den verwirrenden Verfassungskämpfen brauchen und ersehnen. 
Auch von der Tribüne des Theaters und aus dem Munde 
fast all unserer führenden Dichter und Sänger vermissen wir 
das gute starke Wort. Unsere vielgenannten Modernen, die 
daraus aus waren, jede feinste Rervenschwebung kunstvoll zu 
zergliedern, finden den Ton für die große Gegenwart nicht. 
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