Volltext: Die Lehren des Krieges [1]

eigentliche Wahl, die Auslese unter den ursprünglichen Be¬ 
werbern bleibt immer den Führungen vorbehalten, selbstän¬ 
dige Bewerber wagen sich nur ganz selten vor. Immerhin, 
indem die Stimmen der Wähler zwischen den Parteien ent¬ 
scheiden, sind diese gezwungen, den Staatswillen so zu bilden, 
daß er den Bedürfnissen, Interessen, Wünschen der Wähler 
möglichst entspricht, soweit sie in der öffentlichen Meinung 
hervorgekommen sind; deshalb brauchen sie jedoch ihre eigenen 
Bedürfnisse, Interessen, Wünsche nicht zurückzustellen. Nicht 
nur, daß sie den Hauptanteil an der Bildung der öffentlichen 
Meinung haben, so ist die Führermacht groß genug, um zu 
bewirken, daß ihre Bedürfnisse, Interessen, Wünsche mit 
befriedigt werden. Der gesellschaftliche Wille bildet sich im 
freien Staate auf einer Linie, welche die Bedürfnisse, Inte¬ 
ressen, Wünsche der Masse mit denen der führenden Parteien 
vereinigt. Das ist die ideale Lösung, in der bunten Wirk¬ 
lichkeit geht es für die Masse meist viel schlimmer aus. 
Unter den großen europäischen Staaten ist England 
der idealen Lösung am nächsten gekommen. Die Einrichtung 
seines politischen Apparates ist von höchster denkbarer Ein¬ 
fachheit: zwei große Parteien bewerben sich von Wahl zu 
Wahl um die Gunst der Massen, jede von ihnen mit einem 
regierungsfähigen Ausschusse an der Spitze. Trotz ihres 
Wettbewerbes überschreiten die beiden Parteien, die den¬ 
selben führenden Schichten entnommen sind, aber nie die 
Grenzen der Klasseninteressen, die ihnen gemeinsam sind, 
und darum ist die Linie der Politik, die eingehalten wird, 
ebensosehr zu Gunsten der führenden Schichten, als zu Gun¬ 
sten des Volkes gezogen. Nach Besitz, gesellschaftlicher 
Stellung, Macht, hält die führende englische Gesellschaft 
wahrlich den Vergleich mit der russischen aus; ein englischer 
Lord ist zuhause und in der Welt mindestens ein so großer^ 
Herr wie ein russischer Fürst. Die äußere Politik Englands, 
die uns hier allein interessiert, hat den Arbeitern durch das 
Mittel des Kolonialbesitzes und des Welthandels überreiche 
Arbeitsgelegenheiten geschaffen, nicht minder aber dient sie 
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