Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die ersten sechs Jahre seiner litterarischen und akademischen Wirksamkeit. 71 
über die Verurtheilung seiner Nachbeter, welche in der Vorrede zu lesen 
stand. Mit diesem Briefe vom 2. November 1807 endet die Korre 
spondenz zwischen Schelling und Hegel, und von seiten Schellings auch 
die Freundschaft? Die beiden ehemaligen Freunde von Tübingen und 
Jena her haben sich noch zweimal wiedergesehen: im October 1812 in 
Nürnberg und am 3. September 1829 in Karlsbad. ^ 
V. Neue Lebenspläne. 
1. Der Brief an I. H. Boß. 
Nach der unglücklichen Schlacht mußte Hegel auf eine Aenderung 
seiner äußeren Lebensverhältnisse Bedacht nehmen. Sein kleines Ver 
mögen war längst verbraucht und seine Einnahmen durch Schriften, 
Vorlesungen und Besoldung viel zu gering, um davon leben zu können; 
die Universität war im Rückgänge begriffen, die Frequenz gesunken, 
Stadt und Land in Kriegsnoth und Elend. Preußen, ohnmächtig, zer 
rissen, von Kriegsschulden erdrückt, lag darnieder unter der Last des 
Friedens von Tilsit (Juli 1807), wogegen die Rheinbundstaaten unter 
dem Bunde mit Napoleon florirten, wie Bayern, Württemberg, Sachsen 
und das neue Kurfürstenthum Baden. 
Auf dieses letztere hatten sich Hegels nächste Hoffnungen schon vor 
der Schlacht gerichtet: auf eine Professur an der Universität Heidelberg, 
welche einst Kurfürst Ruprecht von der Pfalz gegründet (1386) und 
jetzt Kurfürst Karl Friedrich von Baden unter dem Namen „Ruperto- 
Carola" erneuert hatte (1803). Von dem Wunsche nach einer Professur 
in Heidelberg bewegt, schrieb Hegel an Joh. Heinrich Voß, der in den 
Jahren 1802—1805 in Jena gelebt hatte, und jetzt von Karl Friedrich 
mit einer Pension nach Heidelberg berufen war, wie einst Klopstock 
nach Karlsruhe. Er ließ in sein Schreiben ein Wort einfließen, welches 
bei Voß eine gute Stätte fand. Wie Luther die Bibel, Voß den 
Homer deutsch habeu reden lassen, so habe er, ohne sich mit solchen 
1 Briefe von und an Hegel. I. S. 102 u. 103 Anmkg. (Bamberg, 1. Mai 
1807.) Vgl. dieses Werk. Bd. VI. (2. Aufl.) Buch I. Cap. XI. S. 145 u. 146. - 
2 Ebendas. Buch I. Cap. XVI. S. 215 flgd. Briefe von und an Hegel. I. S. 350. 
(Br. an Niethammer vom 23. Oct. 1812.) II. S. 326. (Br. Hegels an seine Frau 
in Karlsbad vom 3. September 1829.) Wie Hegel über Schellings erste Frau 
(Karoline) gedacht hat, sehen wir aus einer Stelle seines Briefes an Niethammer 
vom 4. Octob. 1809. Briefe. I. S. 248. Solche Frauen waren gar nicht nach 
seinem Sinn.
	        
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