Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die ersten sechs Jahre seiner litterarischen und akademischen Wirksamkeit. 65 
III. Jenaische Zustände und Personen. 
1. Der litterarische Rückgang. 
Der litterarische Saus in Jena, welchen Hegel gefürchtet hatte, 
war schon im Rückgänge begriffen. Die Gebrüder Schlegel und Tieck, 
diese Häupter der neuromantischen Schule, hatten Jena verlassen. 
Friedrich Schlegel hatte zum ersten- und einzigenmal im Wintersemester 
1800/1801 Vorlesungen über Transscendentalphilosophie und die Be 
stimmung des Gelehrten gehalten; Novalis war gestorben, Schiller nach 
Weimar, Fichte nach Berlin übergesiedelt. Die allgemeine Litteratur- 
zeitung, mit welcher A. W. Schlegel und Schelling so häßliche Händel 
gehabt hatten, stand im Begriff, nach einer achtzehnjährigen Wirksam 
keit (1785—1803), von großen Versprechungen gelockt, unter Gottfried 
Schütz, ihrem Begründer, in die benachbarte preußische Universität 
Halle a. S. auszuwandern, während Goethe schon für die Unternehmung 
und Begründung einer neuen Litteraturzeitung in Jena Sorge ge 
tragen hatte, welche unter Eichstädts Leitung mit dem 1. Januar 1804 
ins Leben trat. 
Die Zeitverhältniffe standen für Jena ungünstig. Seit dem leidigen 
Atheismusstreit und der Entlassung Fichtes hatte sich, wie Goethe 
schreibt, ein heimlicher Unmuth der Gemüther bemächtigt; dazu kam 
das Vorgefühl eines bevorstehenden Verfalls, zu welchem viele Ursachen 
zusammengewirkt haben. Der Zug von Jena fort kam zur Herrschaft 
und überwog die anziehende und festhaltende Kraft, welche Jena in 
den letzten Decennien des vorigen Jahrhunderts so glänzend bewiesen 
und seit der Mitte dieses Jahrhunderts von neuem ausgeübt hat. 
Eine starke Zugkraft ging gerade damals von der kur- und neu 
bayrischen, neu organisirten Universität Würzburg aus, wohin der 
Jurist Hufeland, der Orientalist und Theologe Paulus und Schelling 
im Herbst 1803 gerufen wurden. Paulus hatte noch kurz vorher sich 
in Jena den Ruhm erworben, die erste Gesammtausgabe der 
Werke Spinozas auf eigene Kosten besorgt zu haben. Der erste 
Band, von Hegel freudig begrüßt, war Ostern 1802 erschienen. 
2. Immanuel Niethammer. 
Gleichzeitig mit Paulus und Schelling hatte noch ein dritter Lands 
mann Hegels Jena verlassen, um dem Ruse nach Würzburg Folge zu 
leisten: Friedr. Immanuel Niethammer aus Beilstein, unter Hegels 
Freunden wohl der treueste, probehaltigste und hülfreichste. Er hatte 
Fischer, Gesch. d. Philos. VIII. N. St. 5
	        
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