Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

38 Das Ende des Aufenthaltes in der Schweiz. 
Gestalten darzustellen, welche das große Geheimniß zugleich verhüllen 
und enthüllen. Darin bestehen ihm die Eleusinischen Mysterien: 
Dem Sinne nähert Phantasie das Ewige, 
Vermählt es mit Gestalt. — Willkommen, ihr 
Erhabne Geister, hohe Schatten, 
Von deren Stirne die Vollendung strahlt, 
Erschrecket nicht. Ich fühl', es ist auch meine Heimat, 
Der Glanz, der Ernst, der euch umfließt. 
Ha! sprängen jetzt die Pforten Deines Heiligthums, 
O Ceres, die du im Eleusis thronst! 
Begeisterung trunken fühl' ich jetzt 
Die Schauer Deiner Nähe, 
Verstände Deine Offenbarungen, 
Ich deutete der Bilder hohen Sinn, vernähme 
Die Hymnen bei der Götter Mahle, 
Die hohen Sprüche ihres Raths. 
Die Götter Griechenlands sind für immer entschwunden und von 
ihren „entheiligten Altären" zum Olymp heimgekehrt, die Mysterien 
von Eleusis sind für immer verstummt; kein Eingeweihter hat diese 
Geheimnisse verrathen, keine'Forschungsneugierde sie enträthselt. Der 
einzige Weg zu ihrer Erkenntniß ist die Liebe zur Weisheit, aus welcher 
die Religion der Liebe und Weisheit hervorgeht. Das gedankenreiche 
und bedeutungsvolle, in der Form sehr unvollkommene Gedicht (wenn 
wir es so nennen wollen) schließt mit den Worten: 
Auch diese Nacht vernahm ich, heil'ge Gottheit, dich! 
Dich offenbart mir oft auch deiner Kinder Leben, 
Dich ahn' ich oft als Seele ihrer Thaten! 
Du bist der hohe Sinn, der treue Glauben, 
Der einer Gottheit, wenn auch alles untergeht, nicht wankt? 
Unsere Leser werden in der Wiedergabe dieses Weihegesanges 
wohl gemerkt haben, daß bei gewissen Stellen dem Verfasser „die 
Götter Griechenlands" und „die Künstler" vorgeschwebt haben. Hegel 
hatte auch die „Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen" 
gelesen und als Meisterwerk bewundert? Hier war aus kantischen 
Grundsätzen zum erstenmal dargethan worden, daß die Schönheit aus 
dem Wesen der Welt hervorgehe, daß die Menschheit in ihrem Ent 
wickelungsgänge vom Nothstaat zum Vernunftstaat, diesem Thema und 
Endziel der Weltgeschichte, durch die Anschauungen der Schönheit und 
1 Rosenkranz: Hegels Leben. S. 78—80. — 2 Briefe von und an Hegel. 
I. S. 17. (Br. 16. April 1785.)
	        
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