Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Die Lehre vom Wesen. 
Erhabenheit zu preisen und ihre Einseitigkeit und Mängel zu kenn 
zeichnen. Die Lehre Spinozas sei nicht atheistisch, wie man ihr vor 
geworfen habe und vorwerfe, sondern pantheistisch und zwar so sehr 
pantheistisch, Gott sei nach ihrer Anschauung so sehr Alles in Allem, 
daß ihr die Realität und Selbständigkeit der Welt, als des Inbegriffs der 
Dinge, darüber verschwinde, weshalb dieser Pantheismus eigentlich 
„Akosmismus" sei. Die ganze Anschauungsweise, nach welcher die 
Herrlichkeit des Einen und einzigen Wesens sich in der Nichtigkeit' aller 
übrigen Dinge offenbare, sei orientalischen Charakters, und Hegel unter 
läßt nicht, darauf hinzuweisen, daß Spinoza jüdischer Herkunft war. 
Die abendländische Welt- und Lebensansicht bejaht und begründet die 
Geltung der Individualität; daher war es ein nothwendiger und 
ergänzender Gegensatz, daß nach Spinoza Leibniz erschien und die 
Substanz als Individualität oder Monade gefaßt wissen wollte. „Die 
Substanz ist eine wesentliche Stufe im Entwicklungsproceß der logischen 
Idee, jedoch nicht diese selbst, nicht die absolute Idee, sondern die Idee 
in der noch beschränkten Form der Nothwendigkeit." * 
2. Die Kausalität. 
Der Widerspruch im Begriffe der Substanz liegt am Tage. Die 
Substanz ist nicht eigentlich die erzeugende, sondern nur die vernichtende 
Macht der Dinge, sie setzt die Dinge nicht, sondern setzt deren Dasein 
voraus und macht sie zu Accidenzen, offenbart oder manifestirt sich in 
deren Nichtigkeit; sie ist, weil sie die Dinge nicht setzt, sondern als 
gegeben voraussetzt, nicht wahrhaft unbedingt und hat also nicht den 
jenigen Charakter der Nothwendigkeit, welchen sie in Anspruch nimmt 
und fordert. 
Um dem Begriff der Nothwendigkeit zu entsprechen, muß die 
Substanz als die wahrhaft unbedingte oder ursprüngliche Sache gefaßt 
werden, d. h. als Ursache, und die Dinge nicht als ihre Accidenzen, 
sondern als ihre Wirkungen. Die zweite und höhere Form des 
absoluten Berhältniffes ist die Causalität, wie die zweite und höhere 
Form des wesentlichen Verhältnisses das Verhältniß der Kraft und 
Aeüßerung war. 
Etwas anderes ist Grund, etwas anderes Ursache. Der Grund 
ist nicht hervorbringend; sondern aus dem Grunde, wenn er reif ist, 
d. h. wenn alle inneren und äußeren Gründe beisammen sind, folgt 
- Hegel. Werke. Bd. VI. § 151. Zus. S. 300-803.
	        
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