Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die Wirklichkeit. 
519 
* Bd. IV. A. Zufälligkeiten. S. 195 flgd. VI. § 144 u. 145. Zus. S. 287 
bis 291. - - Ebendas. S. 288 flgd. 
beziehen und einwirken, von denen eines dem anderen von außen be 
gegnet, zustößt und gleichsam zufällt (accidit): eben darin besteht die 
Zufälligkeit. In der Aeußerlichkeit, die zum Wesen der Wirklichkeit 
gehört, denn diese ist die Einheit des Inneren und Aeußeren, liegt die 
Möglichkeit des Zufalls und des zufälligen Geschehens. Ein solches 
Geschehen hat keinen inneren Grund: darum ist der Zufall grund 
los. Da aber nichts ohne Grund geschieht, so hat auch jeder Zufall 
seinen Grund. Er folgt nicht aus dem Zusammenhang der Dinge, — 
der Zufall ist zusammenhangslos und darum gesetzlos, es giebt keine 
Gesetze des Zufalls; — sondern es ist das äußere Zusammentreffen der 
Umstände, woraus der Zufall erfolgt, weshalb derselbe den Charakter 
eines einzelnen Factums hat und behält; weshalb auch jedes Factum 
— denn jedes ist eine einzelne, aus den Umständen entsprungene That 
sache — eine Seite der Zufälligkeit hat und behält. Ausdrücklich hat 
Hegel davor gewarnt, was in seiner Schule nicht genug beherzigt 
worden ist: daß man diese Seite der Zufälligkeit in den einzelnen 
Begebenheiten der Welt nicht verkennen und denselben durch sophistische 
Deductionen den Schein der Nothwendigkeit verleihen möge, als ob sie 
in allen Einzelnheiten nicht anders als so hätten geschehen können? 
Was in den Begebenheiten der Zufall, das ist im Gebiete des 
menschlichen Wollens und Handelns die Willkür: sie ist der Zufall 
des Wollens, ebenso grundlos, ebenso nur äußerlich begründet, ebenso 
zusammenhangslos und gesetzlos, darum so wenig der Freiheit gemäß, 
daß sie ihr vielmehr auf das äußerste widerstreitet? 
3. Die Nothwendigkeit. 
Die Nothwendigkeit ist als die Einheit der (realen) Möglichkeit 
und Wirklichkeit erklärt worden. Was geschehen ist, kann nicht un 
geschehen gemacht werden, alles Nichtseinkönnen und Andersseinkönnen 
ist ausgeschlossen: es ist, wie es ist, und so ist es nothwendig. 
Aber die Nothwendigkeit gilt nicht bloß von dem, was geschehen 
ist, sondern im eigentlichen und eminenten Sinne des Worts von allem, 
was zu geschehen hat. Nothwendig ist etwas nicht bloß, wie es ist, 
sondern weil es ist. Es ist, weil es ist; es ist durch sich selbst, nur 
durch sich: darin besteht der Charakter der Nothwendigkeit. Was 
nothwendig ist, das ist, wie sich von selbst versteht, auch begründet und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.