Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Die Lehre vom Wesen. 
setzen unterscheidet: daher giebt es viele Gesetze, wie es viele Er 
scheinungen giebt, ein Reich der Gesetze gegenüber dem Reich der Er 
scheinungen, „das Reich der Gesetze ist das ruhige Abbild der existirenden 
oder erscheinenden Welt". Beide Reiche haben denselben wesentlichen 
Inhalt, aber die Erscheinung enthält noch mehr, nämlich den unwesent 
lichen Inhalt ihres unmittelbaren Seins. „Die Erscheinung ist eine 
Menge näherer Bestimmungen, die dem Diesen oder dem Concreten 
angehören und nicht im Gesetze enthalten, sondern durch ein Anderes 
bestimmt sind."^ 
Wir unterscheiden demnach die Welt der Gesetze und die der Er 
scheinungen: jene ist die wesentliche Welt, diese die erscheinende; die 
wesentliche Welt ist der Grund der erscheinenden, der setzende und 
bestimmte Grund. Aber kraft des Zusammenhangs, der die Dinge 
verknüpft, haben die erscheinenden Dinge ihre Gründe und Bedingungen 
in anderen erscheinenden Dingen, welche Art der Begründung auch zu 
den Nothwendigkeiten gehört, die den Charakter der Gesetze haben. 
„Das, was vorher Gesetz war, ist daher nicht mehr nur Eine Seite 
des Ganzen, dessen andere die Erscheinung als solche war, sondern ist 
selbst das Ganze. Sie ist die wesentliche Totalität der Erscheinung, 
so daß sie nun auch das Moment der Unwesentlichkeit, das noch dieser 
zukam, enthält." „Das Reich der Gesetze enthält nur den einfachen, 
wandellosen, aber verschiedenen Inhalt der existirenden Welt. Indem 
es nun aber die totale Reflexion von dieser ist, enthält es auch das 
Moment ihrer wesenlosen Mannichfaltigkeit." 2 
Das Reich der Gesetze verhält sich zum Reich der Erscheinungen, 
wie das Gesetz zur Erscheinung. Hegel unterscheidet die beiden Reiche 
als solche, die wesentlich denselben Inhalt haben, er bezeichnet das 
Reich der Gesetze als „die an und für sich seiende", das der Erschei 
nungen als „die erscheinende Welt", jene sei „die übersinnliche", diese 
„die sinnliche Welt", beide seien als solche einander entgegengesetzt, 
jede „die verkehrte" der anderen, so daß alle Verhältnisse in der 
einen die umgekehrten sind in der anderen, sowohl die physischen als 
die sittlichen Verhältnisse: was in der einen Welt positiv sei, das sei 
in der anderen negativ und umgekehrt; was in der einen böse und 
unglücklich sei, das sei in der anderen gut und glücklich und umgekehrt. 
i Bd. IV. S. 145 u. 146. Vgl. oben S. 317-320. - - Bd. IV. S. 148 
bis 151.
	        
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