Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

435 
Der Gegenstand und die Methode der Logik. 
Nachdem seit Aristoteles die Wissenschaften durch das menschliche 
Denken ungeheure Fortschritte und Umgestaltungen erfahren haben, 
ist es sonderbar genug, daß die Wissenschaft vom Denken selbst, näm 
lich die Logik, zwei Jahrtausende lang im Wesentlichen in dem Zustande 
geblieben ist, in welchen sie Aristoteles gebracht und worin er sie ge 
lassen hat. Um so mehr bedarf sie einer totalen Umarbeitung, „denn 
ein zweitausendjähriges Fortarbeiten des Geistes muß ihm ein höheres 
Bewußtsein über sein Denken und über seine reine Wesenheit in sich 
selbst verschafft haben". 1 
Was Kant einst von der Metaphysik gesagt hat, daß sie die 
schwerste aller Einsichten sei, aber noch niemals eine geschrieben 
worden, macht Hegel von der neuen, völlig umzugestaltenden Logik 
geltend, welche mit der Metaphysik zusammengeht. Sie sei die schwierigste 
aller Wissenschaften. Wenn Plato seine Bücher vom Staate siebenmal 
umgeschrieben habe, so dürfte der Verfasser dieser neuen Logik sich eine 
Muße wünschen, die es ihm möglich mache, diese Wissenschaft sieben 
und siebenzig mal durchzuarbeiten. So sagt Hegel in der Vorrede 
zur zweiten Ausgabe dieses Werks? 
3. Einleitung. 
Der Philosoph hat zu seiner Logik zwei Einleitungen geschrieben: 
eine kürzere, welche den allgemeinen Begriff und die allgemeine Ein- 
theilung der Logik behandelt, im Hauptwerke und eine ausführliche, 
systematisch geordnete in der Encyklopädie. Hier unterscheidet er drei 
Vorstufen und bezeichnet sie als „erste, zweite und dritte Stellung des 
Gedankens zur Objectivität". Im weitesten Sinn darf die ganze 
Phänomenologie als Einleitung zur Logik gelten, sie hieß auf dem 
Titel „der erste Teil des Systems der Wissenschaft", welche Bezeichnung 
aber, wie Hegel schon in seiner ersten Vorrede zur Logik bemerkt hat, 
in der neuen Auflage der Phänomenologie wegfallen sollte? 
1. Die erste Stellung des Gedankens zur Objectivität beruht auf 
dem Vertrauen oder dem guten Glauben, daß die menschliche Vernunft 
durch geordnetes Nachdenken das Wesen der Dinge zu ergründen ver 
möge: dies war der Standpunkt der alten, vormaligen Metaphysik, 
- Ebendas. Einleitung. S. 35. — * Ebendas. S. 23. — 3 Bd. III. Vorr. 
5. 8. Einleitung. S. 24-52. Bd. VI. Vorbegriff. S. 28—60. L.. Erste Stellung 
des Gedankens zur Objectivität. S. 61—77. B. Zweite Stellung. S. 78—125. 
6. Dritte Stellung. S. 126—162. 
28'
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.