Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Der Geist. 
- Ebendas. S. 388 u. 389. 
aus dem eben gedachten Verhältniß sowohl der Entgegensetzung als 
der Zusammengehörigkeit und Parallele zwischen der Welt des Glaubens 
und der Welt der Bildung. Der Philosoph rede selbst: „Die Seite 
des An- und Fürsichseins im glaubenden Bewußtsein ist sein absoluter 
Gegenstand, dessen Inhalt und Bestimmung sich ergeben hat. Denn 
er ist nach dem Begriffe des Glaubens nichts anderes als die in die 
Allgemeinheit des reinen Bewußtseins erhobene reale Welt. Die 
Gliederung der letzteren macht daher auch die Organisation der ersteren 
aus, nur daß die Theile in dieser in ihrer Bcgeistung sich nicht ent- 
sremden, sondern an und sür sich seiende Wesen, in sich zurückgekehrte 
und bei sich selbst bleibende Geister sind." „Sie nach der äußeren 
Bestimmung ihrer Form kurz zu nennen, so ist, wie in der Welt der 
Bildung die Staatsmacht oder das Gute das Erste war, auch hier 
das Erste das absolute Wesen, der an und sür sich seiende Geist, 
insofern er die einfache ewige Substanz ist. In der Realisirung 
ihres Begriffs, Geist zu sein, geht sie in das Sein für anderes 
über, ihre Sichselbstgleichheit wird zum wirklichen sich aufopfernden 
absoluten Wesen, es wird zum Selbst, aber zum vergänglichen Selbst. 
Daher ist das dritte die Rückkehr des entfremdeten Selbsts und der 
erniedrigten Substanz in ihre erste Einfachheit, erst auf diese Weise ist 
sie als Geist vorgestellt." 1 
Wenn aber das glaubende Bewußtsein dazu gelangt ist, Gott als 
Geist vorzustellen, so kann auch die religiöse Andacht nicht dabei 
stehen bleiben, nur an Gott zu denken und sich in diese Vorstellung 
gläubig zu versenken, sondern sie muß dazu fortschreiten, daß Gott 
wirklich gedacht wird (zum Gedachtwerden Gottes), und es muß aus 
dem Glauben als dessen Folge und Frucht die reine Einsicht hervor 
gehen. Darum heißt das Thema: „Der Glaube und die reine Ein 
sicht", welche beide das reine Bewußtsein in sich begreift. Weil dieses 
die Flucht aus der Wirklichkeit in eine jenseitige Welt ist, darum ist 
es Glaube; weil es Bewußtsein des Wesens, d. h. des einfachen 
Innern ist, darum ist es Denken. Dieses ist „das Hauptmoment in 
der Natur des Glaubens, das gewöhnlich übersehen wird". Wie das 
Bewußtsein zum Selbstbewußtsein, so muß auch das glaubende Bewußt 
sein zur selbstbewußten Vernunft fortschreiten: eben darin besteht die 
reine Einsicht. „Sie ist nicht nur die Gewißheit der selbstbewußten
	        
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