Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Das Bernunftbewußtsein. 
Die Welt in dem angeführten Sinn und der individuelle Cha 
rakter oder das thätige Bewußtsein verhalten sich zu einander, und 
in der Beziehung dieser beiden Seiten sind „die psychologischen Ge 
setze" enthalten, welche die beobachtende Vernunft sucht, aber nicht aus 
zumachen vermag, denn die Beziehung ist wechselseitig. Das Indi 
viduum wirkt ebenso sehr auf die Weltverhältnisse zurück, dieselben 
verändernd und umgestaltend, als es ihre Einflüsse empfängt und in 
sich ausprägt. „Da um dieser Freiheit willen die 'Wirklichkeit dieser 
gedoppelten Bedeutung fähig ist, so ist die Welt des Individuums nur 
aus diesem selbst zu begreifen, und der Einfluß der Wirklichkeit, 
welche als an und für sich seiend vorgestellt wird, auf das Individuum 
erhält durch dieses absolut den entgegengesetzten Sinn, daß es entweder 
den Strom der einfließenden Wirklichkeit an ihm gewähren läßt, 
oder daß cs ihn abbricht und verkehrt. Hierdurch aber wird die 
psychologische Nothwendigkeit ein so leeres Wort, daß von dem, 
was diesen Einfluß soll gehabt haben, die absolute Möglichkeit vor 
handen ist, daß es ihn auch hätte nicht haben können."^ 
5. Phystognvmik und Schädellehre. 2 
Die Vernunft, indem sie die Welt beobachtet, sucht ihr eigenes 
Wesen in der Natur der Dinge wiederzufinden und in die Form von 
Gesetzen zu fassen, welche die Beziehung zwischen der Innen- und der 
Außenwelt dergestalt beherrschen, daß ein Aeußeres der Ausdruck des 
Innern ist oder als solcher gilt. Bei den Gesetzen der organischen 
Natur handelte es sich um die Beziehung zwischen der organischen 
Einheit (Seele) und den äußeren Lebensorganen; bei den Denkgesetzen 
um die Beziehung zwischen dem Denken und den Dingen; bei den 
psychologischen Gesetzen um die Beziehung zwischen dem selbstbewußten 
Individuum und der Welt. Nunmehr handelt es sich um die Be 
ziehung zwischen einem Innern und Aeußern, welche beide in den 
Mikrokosmus der selbstbewußten Individualität fallen: auf der einen 
Seite der individuelle Charakter, dieser intellectuelle und moralische 
Charakter in seiner ganzen Eigenthümlichkeit, mit seinen Anlagen und 
Trieben, seinen Begabungen und Begierden, aus der anderen Seite 
1 Ebendas. S. 220—224. — 2 Beobachtung und Beziehung des Selbst 
bewußtseins auf seine unmittelbare Wirklichkeit; Physiognomik und Schädellehre. 
S. 224-254.
	        
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