Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

10 
Herkunft und Lehrjahre. 
II. Die akademischen Lehrjahre in Tübingen. 
1. Studiengang. Magisterium und Candidatur. 
Am 27. October 1788 ist Wilhelm Hegel als Student der Theo 
logie in Tübingen immatricnlirt und als herzoglicher Stipendiarius 
in das theologische Seminar oder Stift, wie diese in einem ehemaligen 
Angustinerkloster gestiftete Hochschule der evangelischen Theologie hieß, 
aufgenommen worden und gehörte nunmehr zu den tübinger „Stift 
lern", aus deren Zahl eine so stattliche Reihe gelehrter und hoch 
berühmter Männer hervorgegangen sind. Völlig kostenfrei hat er in 
dieser klösterlich eingerichteten und beaufsichtigten Anstalt seinen fünf 
jährigen Kursus durchgemacht, dessen beide erste Jahre hauptsächlich 
philosophischen, die drei letzten ausschließlich theologischen Studien ge 
widmet waren. Von seinen philosophischen Lehrern sind die Professoren 
Flatt und Rößler, von den theologischen die Professoren Schnurrer 
und Storr zu nennen, ohne einen bemerkenswerthen und fortwirkenden 
Einfluß. 
Nach Vollendung des philosophischen Bienniums wurde «pro 
magisterio» disputirt. Hegel vertheidigte eine moralphilosophische 
Abhandlung über die Grenze der Pflichten (de limite officiorum) und 
wurde am 27. September 1790 Magister der Philosophie. Nach Ab 
lauf des theologischen Trienniums (Herbst 1793) mußte die Prüfung 
«pro sairäidatnra» abgelegt werden. Die Abhandlung, welche Hegel 
zu diesem Zweck zu vertheidigen hatte, behandelte ein Thema aus der 
Württembergischen Kirchengeschichte: «äs ssolssias Württembergensis 
renascentis calamitatibus». Irrtümlicherweise hat man Hegel für 
den Verfasser der beiden genannten Abhandlungen angesehen, was 
weder den tübinger Einrichtungen noch dem Charakter der Abhand 
lungen, insbesondere dem geringen Umfange der ersten entsprach. Ver 
fasser der moralphilosophischen Abhandlung war der Professor A. Fr. Bök, 
Verfasser der kirchenhistorischen der Kanzler Le Bret. Sämmtliche 
Candidaten mußten über diese Schriften disputiren? 
Das Thema der ersten Schrift war, wie auch der Eingang besagt, 
durch eine Preisaufgabe veranlaßt worden, welche zum Zweck der 
Verleihung eines Stipendiums die Curatoren des letzteren unlängst 
1 Vgl. I. H. Fichte: Zeitschr. für Philosophie und speculaiive Theologie. 
Bd. XIII. S. 142. Karl Hegel: Briefe von und an Hegel. I. S. 16. Anmkg. 2. 
Jrrthümlich Rosenkranz: Hegels Leben. S. 35—39.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.