Das Selbstbewußtsein.
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- Ebendas. S. 186. — - Ebendas. S. 137.
bewußtsein in anderer Gestalt, also ein anderes und zugleich es selbst;
dieser Doppelsinn trifft auch das Aufheben und die Rückkehr in sich.
So erklären sich Hegels Worte: „Dies doppelsinnige Aufheben seines
doppelsinnigen Andersseins ist ebenso eine doppelsinnige Rückkehr in
sich selbst; denn erstlich erhält es durch das Aufheben sich selbst zu
rück, denn es wird sich wieder gleich durch das Aufheben seines
Andersseins; zweitens aber giebt es das andere Selbstbewußtsein
ihm wieder ebenso zurück, denn es war sich im Andern, es hebt dies
sein Sein im Anderen auf, entläßt also das Andere wieder frei"?
Um dasselbe in aller Kürze und Deutlichkeit zu sagen, so handelt
es sich um die Einheit des Selbstbewußtseins in seiner Verdoppelung:
es handelt sich darum, daß sich das eine Selbstbewußtsein im andern
weiß und ebenso umgekehrt, also darum, daß beide sich gegenseitig
anerkennen und dieser ihrer Anerkennung sich bewußt sind. „Jedes
ist dem Andern die Mitte, durch welche jedes sich mit sich selbst ver
mittelt und zusammenschließt, und jedes sich und dem Andern unmittel
bares für sich seiendes Wesen, welches zugleich nur durch diese Ver
mittlung so für sich ist. Sie anerkennen sich als gegenseitig
sich anerkennend."
Diese Anerkennung aber ist nicht mit einem Schlage vorhanden
und fertig, sondern sie ist ein Proceß, der von der äußersten Ungleich
heit zur Gleichheit fortschreitet: ein allmähliches Gleichwerden, dessen
stufenmäßigen Fortgang wir näher zu betrachten haben. Die Aus
führung desselben, den Abschnitt von der „Herrschaft und Knechtschaft,
der Selbständigkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewußtseins" rechnen
wir zu den gelungensten Partien der Phänomenologie, zu den Probe-
uud Meisterstücken der hegelschen Dialektik.
2. Der Kampf auf Leben und Tod. Die Todesfurcht.
Die äußerste Ungleichheit, welche den Anfang macht, besteht in
der absoluten Einseitigkeit des Anerkennens: nur das eine Selbst
bewußtsein ist anerkannt, während das andere sich nur anerkennend
verhält. Aber auch dieses Verhältniß ist nicht unmittelbar gegeben
und nicht das erste, nicht eigentlich der Anfang, sondern vermittelt und
errungen. Die beiden Gestalten des Selbstbewußtseins schließen einander
völlig aus: jedes ist ein unmittelbares, einzelnes Individuum, dem ein