Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Das Selbstbewußtsein. 
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- Ebendas. S. 186. — - Ebendas. S. 137. 
bewußtsein in anderer Gestalt, also ein anderes und zugleich es selbst; 
dieser Doppelsinn trifft auch das Aufheben und die Rückkehr in sich. 
So erklären sich Hegels Worte: „Dies doppelsinnige Aufheben seines 
doppelsinnigen Andersseins ist ebenso eine doppelsinnige Rückkehr in 
sich selbst; denn erstlich erhält es durch das Aufheben sich selbst zu 
rück, denn es wird sich wieder gleich durch das Aufheben seines 
Andersseins; zweitens aber giebt es das andere Selbstbewußtsein 
ihm wieder ebenso zurück, denn es war sich im Andern, es hebt dies 
sein Sein im Anderen auf, entläßt also das Andere wieder frei"? 
Um dasselbe in aller Kürze und Deutlichkeit zu sagen, so handelt 
es sich um die Einheit des Selbstbewußtseins in seiner Verdoppelung: 
es handelt sich darum, daß sich das eine Selbstbewußtsein im andern 
weiß und ebenso umgekehrt, also darum, daß beide sich gegenseitig 
anerkennen und dieser ihrer Anerkennung sich bewußt sind. „Jedes 
ist dem Andern die Mitte, durch welche jedes sich mit sich selbst ver 
mittelt und zusammenschließt, und jedes sich und dem Andern unmittel 
bares für sich seiendes Wesen, welches zugleich nur durch diese Ver 
mittlung so für sich ist. Sie anerkennen sich als gegenseitig 
sich anerkennend." 
Diese Anerkennung aber ist nicht mit einem Schlage vorhanden 
und fertig, sondern sie ist ein Proceß, der von der äußersten Ungleich 
heit zur Gleichheit fortschreitet: ein allmähliches Gleichwerden, dessen 
stufenmäßigen Fortgang wir näher zu betrachten haben. Die Aus 
führung desselben, den Abschnitt von der „Herrschaft und Knechtschaft, 
der Selbständigkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewußtseins" rechnen 
wir zu den gelungensten Partien der Phänomenologie, zu den Probe- 
uud Meisterstücken der hegelschen Dialektik. 
2. Der Kampf auf Leben und Tod. Die Todesfurcht. 
Die äußerste Ungleichheit, welche den Anfang macht, besteht in 
der absoluten Einseitigkeit des Anerkennens: nur das eine Selbst 
bewußtsein ist anerkannt, während das andere sich nur anerkennend 
verhält. Aber auch dieses Verhältniß ist nicht unmittelbar gegeben 
und nicht das erste, nicht eigentlich der Anfang, sondern vermittelt und 
errungen. Die beiden Gestalten des Selbstbewußtseins schließen einander 
völlig aus: jedes ist ein unmittelbares, einzelnes Individuum, dem ein
	        
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