Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Das Selbstbewußtsein. 
in der Selbstbethätigung besteht, indem sie aus eigener Kraft sich selbst 
gestalten und gliedern, sich selbst erhalten und fortpflanzen, kurzgesagt: 
indem sie leben, jedes in seiner Art und auf seine Art. Die Selbst 
bethätigung der Dinge reicht nicht weiter als der Lebensproceß, und 
dieser besteht in der Selbstentwicklung des natürlichen Daseins, wie 
Hegel alles zusammenfassend sagt: „Dieser ganze Kreislauf macht das 
Leben aus, weder das, was zuerst ausgesprochen wird, die unmittel 
bare Continuität und Gediegenheit seines Wesens, noch die bestehende 
Gestalt und das für sich seiende Discrete, noch der reine Proceß der 
selben, noch das einfache Zusammenfassen dieser Momente, sondern das 
sich entwickelnde und seine Entwicklung auflösende und in dieser Be 
wegung sich einfach erhaltende Ganze." ^ 
Das Selbstbewußtsein ist Begierde, seine Objecte sind die lebendigen 
Dinge, zu denen es sich praktisch verhält, d. h. es bethätigt sich als 
deren Macht und Wahrheit, oder, negativ ausgedrückt, es erlebt und 
erfährt deren Nichtigkeit, indem es sie verbraucht, verzehrt, genießt und 
dadurch vernichtet. 
Diese Nichtigkeit der einzelnen sinnlichen Dinge hatte Hegel schon 
früher als das theoretische Resultat der sinnlichen Gewißheit ausge 
sprochen und dabei schließlich zur Verstärkung des Beweises „die Rück 
sicht auf das Praktische anticipirend" erwähnt. Darunter war das 
Verhalten des Selbstbewußtseins zu verstehen, von dem wir soeben ge 
redet haben? 
II. Herrschaft und Knechtschaft. 
1. Die Verdoppelung des Selbstbewußtseins. 
Der natürliche Fortgang der Dinge von den leblosen zu den 
lebendigen, von den lebendigen zu den bewußten hat zur Folge, daß 
dem Selbstbewußtsein das Selbstbewußtsein, dem einen das andere 
gegenübertritt, daß sich das Selbstbewußtsein verdoppelt und verviel 
fältigt. Da nun das praktische Verhalten des Selbstbewußtseins oder 
seine Selbstbethätigung darin besteht, daß es den Gegenstand, auf den 
es sich zu beziehen hat, begehrt, vernichtiget, aufhebt und dadurch be 
friedigt in sich zurückkehrt, so wird die Sache doppelsinnig, und 
zwar in allen drei Momenten? Denn der Gegenstand ist das Selbst- 
i Ebendas. S. 132 u. 133. - 2 Vgl. oben S. 308flgd. Phänomenologie. S. 80.. 
— 3 Ebendas. A. Selbständigkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewußtseins^ 
Herrschaft und Knechtschaft. S. 135—145.
	        
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