Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Das gegenständliche Bewußtsein. 
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4. Die Vielheit der Dinge und Eigenschaften. Die Logik und die Sophistereien 
der Wahrnehmung. 
Wie jede Eigenschaft vermöge ihrer Bestimmtheit von andern 
unterschieden ist und darum zu einer Vielheit von Eigenschaften gehört, 
so ist auch jedes Ding vermöge seiner Bestimmtheit von andern unter 
schieden und darum ein Ding unter vielen. Daher muß jedem Dinge 
ein doppeltes und entgegengesetztes Sein zugeschrieben werden: ein 
Fürsichsein und ein Füranderessein: es ist für sich oder „in sich 
reflectirt", wie Hegel sagt, insofern es ein für sich bestehendes Wesen, 
ein ausschließendes Eins ausmacht; es ist für anderes, insofern es 
durch seine Bestimmtheit von den andern Dingen unterschieden, auf 
dieselben bezogen ist und mit ihnen zusammenhängt. Dieses „Inso 
fern" bezeichnet die Art der Unterscheidung, welche nunmehr die Logik 
des wahrnehmenden Bewußtseins zu machen sich genöthigt sieht. Eben 
so muß es die Eigenschaften in wesentliche und unwesentliche 
unterscheiden: wesentlich sind diejenigen Eigenschaften, die dem Dinge 
als solchem oder an sich zukommen und sein Fürsichsein ausmachen, 
unwesentlich dagegen diejenigen, welche in seine Beziehung nach außen 
fallen und seinem Füranderessein angehören. Da nun aber diese Be 
ziehungen ebenfalls nothwendig sind, so gcräth die Logik der Wahr 
nehmung ins Gedränge und in Widerstreit mit sich selbst, so daß sie ge 
nöthigt wird, ihre Aussagen wieder aufzuheben und dieselben sowohl zu 
bejahen als zu verneinen. Darin bestehen, wie Hegel treffend sagt, die 
„Sophistereien der Wahrnehmung", die sich für den gesunden Menschen 
verstand ausgeben und dadurch für berechtigt halten. „Dieser Ver 
lauf, ein beständig abwechselndes Bestimmen des Wahren und Auf 
heben dieses Bestimmens, macht eigentlich das tägliche und beständige 
Leben und Treiben des Wahrnehmenden und in der Wahrheit sich zu 
bewegen meinenden Bewußtseins aus. Es geht darin unaufhaltsam zu 
dem Resultate des gleichen Aufhebens aller dieser wesentlichen Bestimmt 
heiten fort, ist aber in jedem einzelnen Moment nur dieser Einen 
Bestimmtheit als des Wahren sich bewußt und dann wieder der 
entgegengesetzten. Es wittert wohl ihre Unwesenheit; sie gegen die 
drohende Gefahr zu retten, geht es zur Sophisterei über, das, was es 
eben selbst als das Nichtwahre behauptete, jetzt als das Wahre zu be 
haupten. Wozu diesen Verstand eigentlich die Natur dieser unwahren 
Wesen treiben will, die Gedanken von jener Allgemeinheit und Einzeln- 
heit", „von jener Wesentlichkeit, die mit einer Unwesentlichkeit
	        
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