Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Das gegenständliche Bewußtsein. 
3. Das Aussprechen und das Aufzeigen. 
Die sinnliche Gewißheit erfährt, sobald sich dieselbe in Worten 
erklärt, das Gegentheil von dem, was sie eigentlich meint; das Einzelne, 
welches sie meint, ist unsagbar. Will sie an ihrem Gegenstände fest 
halten, diesem Jetzt, diesem Hier, so muß sie an die Stelle der sprach 
lichen Erklärung die handgreifliche Demonstration treten lassen, sie muß 
den Gegenstand aufzeigen, dieses Object, unbekümmert um alle andern, 
das einzelne Subject muß es thun, unbekümmert um alle anderen 
Subjecte. 
Wenn aber das Wesen und die Wahrheit der Sache darin be 
steht, daß sie gezeigt und gewiesen wird, was allein durch das sinn 
liche Subject geschehen kann, so ist auch nicht mehr der Gegenstand 
das Wesentliche, von dem das Wissen abhängt, sondern die Gewißheit 
geht in das Subject zurück und dieses mit seinem Handgreiflichmachen 
ist die Hauptsache. „Zeigen müssen wir es uns lassen, denn die 
Wahrheit dieser unmittelbaren Beziehung ist die Wahrheit dieses 
Ich, das sich auf ein Jetzt oder ein Hier einschränkt." „Es erhellt, 
daß die Dialektik der sinnlichen Gewißheit nichts anderes als die ein 
fache Geschichte ihrer Bewegung oder ihrer Erfahrung und die sinn 
liche Gewißheit selbst nichts anderes als nur diese Geschichte ist." 
Wie unselbständig und nichtig dem Subject gegenüber die sinn 
lichen Objecte sind, erhellt noch besonders aus den praktischen Be 
ziehungen, aus ihrem Gebrauch und Verbrauch der Mittel, namentlich 
der Nahrungsmittel, worauf Hegel ausdrücklich mythologisirend hinweist. 
„Bei dieser Berufung auf die allgemeine Erfahrung kann es erlaubt 
sein, die Rücksicht auf das Praktische zu anticipiren. In dieser Rück 
sicht kann denjenigen, welche jene Weisheit und Gewißheit der Realität 
der sinnlichen Gewißheit behaupten, gesagt werden, daß sie in die 
unterste Stufe der Weisheit, nämlich in die alten eleusinischen Mysterien 
der Ceres und des Bacchus zurückzuweisen sind, und das Geheimniß 
des Essens des Brodes und des Trinkens des Weines nicht zu lernen 
haben, denn der in diese Geheimnisse Eingeweihte gelangt nicht nur 
zum Zweifel an dem Sein der sinnlichen Dinge, sondern zur Verzweif 
lung an ihm und vollbringt in ihnen theils selbst ihre Nichtigkeit, 
theils sieht er sie vollbringen. Auch die Thiere sind nicht von dieser 
Weisheit ausgeschlossen, sondern erweisen sich vielmehr am tiefsten in 
sie eingeweiht zu sein, denn sie bleiben nicht vor den sinnlichen Dingen 
als an sich seienden stehen, sondern verzweifeln an dieser Realität, und
	        
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