Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Die Phänomenologie des Geistes. 
1 Ebendas. Einleitung. S. 67. 
und recht eigentlich dessen Thema und Thätigkeit ausmacht. Da nun 
das Wesen oder das Ansich des Gegenstandes nach dem Dafürhalten 
des Bewußtseins selbst diesem gar nicht angehört, sondern völlig außer 
halb seiner liegt und völlig unabhängig von ihm besteht, oder, anders 
ausgedrückt, da das Bewußtsein, indem es von der Erscheinung des 
Gegenstandes das Wesen oder Ansich desselben unterscheidet, sich der 
Vorstellung des letzteren als seines Gegenstandes und seines Ge 
dankens gar nicht bewußt ist, so geschieht seine Prüfung und. Vergleichung 
unwillkürlich und unbewußt, und ebenso unwillkürlich und un 
bewußt der darauf gegründete Fortschritt, d. h. die Veränderung seines 
Standpunkts, und mit dem Standpunkte des Bewußtseins (Wissens) 
auch die Veränderung seines Gegenstands. „Der Gegenstand scheint 
zwar für dasselbe nur so zu sein, wie es ihn weiß; es scheint gleichsam 
nicht dahinter kommen zu können, wie er nicht für dasselbe, sondern 
wie er an sich ist, und also auch sein Wissen nicht an ihm prüfen zu 
können. Allein gerade darin, daß es überhaupt von einem Gegen 
stände weiß, ist schon der Unterschied vorhanden, daß ihm etwas das 
Ansich, ein anderes Moment aber das Wissen oder das Sein des 
Gegenstandes für das Bewußtsein ist. Auf dieser Unterscheidung, 
welche vorhanden ist, beruht die Prüfung. Entspricht sich in dieser 
Vergleichung beides nicht, so scheint das Bewußtsein sein Wissen ändern 
zu müssen, um es dem Gegenstände gemäß zu machen, aber in der 
Veränderung des Wissens ändert sich ihm in der That auch der Gegen 
stand selbst." 
4. Was dem Bewußtsein als der wirkliche Gegenstand erschien, 
hört auf als solcher zu gelten, er geht im Bewußtsein unter und sinkt 
herab in die Region der subjectiven Meinungen und Vorstellungen 
irriger Art; was dagegen das Bewußtsein als das Wesen oder das 
Ansich des Objects angesehen hat, geht nunmehr auf als der wahre 
und neue Gegenstand. Eben darin besteht die unwillkürliche und un 
bewußte Metamorphose des Bewußtseins, welche zu erkennen und dar 
zustellen das Thema der Phänomenologie ausmacht. „Dies bietet sich 
hier so dar, daß, indem das, was zuerst als der Gegenstand erschien, 
dem Bewußtsein zu einem Wissen von ihm herabsinkt, und das Ansich 
zu einem für das Bewußtsein Sein des Ansich wird, dies der 
neue Gegenstand ist, womit auch eine neue Gestalt des Bewußtseins
	        
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