Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Hegels Aufsätze im kritischen Journal. 
i Ebendas. S. 373. 
anderes, als ein Volk ist", und das absolut Sittliche nichts anderes 
zu seiner Bedingung und Materie hat, als „einem Volke angehören". 
2. Die sittliche Gesundheit und der Krieg. 
Die Völker sind Individualitäten und verhalten sich wie diese; sie 
stehen zu einander sowohl in positiver als in negativer Beziehung: die 
positive ist der Frieden, die negative der Krieg. Und da im Zustande 
langen Friedens der sittliche Organismus in die Gefahr geräth zu 
stagniren, zu verknöchern, festzuwerden und in fortdauernder fauler 
Ruhe selbst zu faulen, so giebt es zur Genesung und Wiederherstellung 
der sittlichen Gesundheit kein kräftigeres Heilmittel als den Krieg, 
der den Bestand der Dinge bis auf das Leben selbst von Grund aus 
erschüttert und die Nichtigkeiten der Welt als das erscheinen läßt, was 
sie sind. Noch bevor Schiller durch den Chor in der Braut von 
Messina es aussprach, daß der Mensch im Frieden verkümmere, und 
das Leben nicht der Güter höchstes sei, hat Hegel im charakteristischen 
Gegensatze zu Kant und zu dessen Idee des ewigen Friedens, als des 
höchsten sittlichen Gutes, hier an der Stelle, wo wir sind, die sittliche 
Heilkraft des Krieges gepriesen. „Es ist durch diese zweite Seite der 
Beziehung für Gestalt und Individualität der sittlichen Totalität die 
Nothwendigkeit des Krieges gesetzt; der (weil in ihm die freie Mög 
lichkeit ist, daß nicht nur einzelne Bestimmtheiten, sondern die Selbst 
ständigkeit derselben als Leben vernichtet wird, und zwar für das Ab 
solute selbst oder für das Volk) ebenso die sittliche Gesundheit der 
Völker in ihrer Indifferenz gegen die Bestimmtheiten und gegen das 
Angewöhnen und Festwerden derselben erhält, als die Bewegung der 
Winde die Seen vor der Fäulniß bewahrt, in welche sie eine dauernde 
Stille, wie die Völker ein dauernder oder gar «ein ewiger Frieden» 
versetzen würde." 1 
3. Die Organisirung der Stünde und Individuen. 
In dem Zustande der sittlichen Gesundheit ist die Sittlichkeit ab 
solut, weil vollkommen lebendig, da jedes einzelne Individuum ein 
Glied des sittlichen Gesammtorganismus ist und sich als solches fühlt 
und bethätigt: hier wird nicht erst darüber reflectirt oder nachgedacht, 
was zu wollen und zu thun sei, und ob die gemeinsamen, in täglicher
	        
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