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Herkunft und Lehrjahre.
Johann Friedrich eine ganze Schaar solcher Einwanderer aus den
Bergwerken Steiermarks und Kärnthens bei sich aufgenommen und
aus dem ueubevölkerten Christophsthal einen blühenden Schwarzwaldort
geschaffen, welcher den Namen Freudenstadt erhielt. Der Name Christoph
erinnert sogleich an den vortrefflichen Herzog, welcher die von seinem Vater
Ulrich eingeführte Reformation in Württemberg organisirt und ein
heimisch gemacht hat (1550—1568).
Die Nachkommen jenes Johann Hegel aus Kärnthen haben bürger
liche Stellungen und Aemter bekleidet, als Handwerker und Beamte,
als Lehrer und Pfarrer; es war ein Pfarrer Hegel, der, wie G. Schwab
berichtet, unsern Schiller am 11. November 1759 in Marbach getauft
hat. Der Name Hegel lebt in Württemberg fort und ist in den Ober
amtsbezirken von Reutlingen und Böblingen von Alters her bekannt;
aber von jenem Hegel, der um des Glaubens willen seine österreichische
Heimath verlassen mußte, sind der Philosoph und die Seinigen wohl
die letzten Nachkommen.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde den 27. August 1770 in
Stuttgart geboren, wo sein Vater unter dem Herzog Karl Eugen
Rentkammersekretär war und als Expeditionsrath, welcher Titel ihm
ertheilt wurde, in der altwürttembergischen Bureaukratie zu der höheren
Beamtenordnung zählte. Im Beginn seines vierzehnten Lebensjahres
verlor Wilhelm Hegel seine Mutter, deren Andenken er treu und liebe
voll bewahrt hat (sie hieß Maria Magdalena geb. Fromme und starb
den 20. September 1783). Er hatte nur zwei Geschwister: sein Bruder
Ludwig machte die militärische Laufbahn und ist als Offizier unver-
heirathet vor ihm gestorben, seine Schwester Christiane hat ihn überlebt.
Die stuttgarter Lehrjahre umfassen in einem Zeitraum von acht
zehn Jahren (1770—1788) die häusliche Erziehung, die Lateinschule
und das Gymnasium, welches Wilhelm Hegel während eines Decenniums,
vom Herbst 1777 bis zum Herbst 1787, von Stufe zu Stufe durch
laufen hat, und zwar als ein Musterschüler, in jeder Classe durch
Prämien ausgezeichnet, woraus so viel erhellt, daß seine Lernfähigkeit
mit seinem Lerneifer stets gleichen Schritt hielt.
2. Der Präceptor Löffler.
Unter allen Lehrern war der Präceptor Löffler ihm der liebste;
er hat denselben während der ersten Jahre (1777—1779) zum Klassen
lehrer gehabt und ist später zweimal (in den Jahren 1780 und 1783)