Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Hegels Aufsätze im kritischen Journal. 
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* Hegels Werke. I. S. 132. S. 141 u. 142. 
stückt nach subjectiven Bedürfnissen und Gefühlen: durch die Gefühle 
der Nichtbefriedigung und der Empörung, des Mangels und der Leere, 
des Schmerzes und der Sehnsucht. Aus dem Natursystem zum Frei- 
heitssystem geschieht der Uebergang durch das Freiheitsbedürfniß und 
die Sehnsucht nach dem Ich. Das Freiheitsbedürfniß, wie es an dieser 
Stelle erscheint, als eine Empörung gegen die Natur und ihre Gesetze, 
als ein Widerwille gegen die Einheit mit dem Universum, steht so sehr 
im Widerspruch mit dem Geist der Jdentitätsphilosophie, daß Hegel 
diese fichteschen Gefühlszustände in den schroffsten Ausdrücken bezeichnet 
und verwirft. „Dieser ungeheure Hochmuth, dieser Wahnsinn des 
Dünkels dieses Ich, sich vor dem Gedanken zu entsetzen, ihn zu ver 
abscheuen, wehmüthig zu werden darüber, daß es Eins sei mit dem 
Universum, daß die ewige Natur in ihm handle: seinen Vorsatz, sich 
den ewigen Gesetzen der Natur und ihrer heiligen, strengen Noth 
wendigkeit zu unterwerfen, zu verabscheuen, sich darüber zu entsetzen und 
wehmüthig zu werden: in Verzweiflung zu gerathen, wenn er nicht frei 
sei, frei von den ewigen Gesetzen der Natur und ihrer strengen Noth 
wendigkeit: sich unbeschreiblich elend durch jenen Gehorsam zu machen 
zu glauben — setzt überhaupt schon eine von aller Vernunft entblößte 
allergemeinste Ansicht der Natur und des Verhältnisses der Einzelnheit 
zu ihr voraus; — eine Ansicht, welcher die absolute Identität des 
Subjects und Objects durchaus fremd, und deren Princip die absolute 
Nichtidentität ist." „Don den Gesetzen der Natur wird öfters wieder 
holt, daß «in ihr Inneres kein erschaffener Geist dringe»." „Als ob 
sie etwas ganz andres wären als vernünftige Gesetze." Diese hallersche, 
ins Endlose nachgeleierte Phrase vom „Innern der Natur" u. s. f. 
hat Hegel ebenso ungereimt und falsch befunden als Goethe. 
Der Uebergang aus dem Freiheitssystem oder dem Wissen (Wissen- 
schastslehre) zum Glauben geschieht durch das Gefühl des Mangels 
und der Leere im Ich und der Sehnsucht nach Gott. Die Wissen 
schaftslehre zeigt, wie das Ich mit sich zu thun hat und immer nur 
mit sich, wie es sich empfindet, sein Empfinden anschaut, sein Anschauen 
vorstellt, sein Wiffen weiß, lauter leere Vorstellungskreise zieht, in 
deren Mittelpunkte es steht und befangen bleibt, unvermögend die 
Kreise zu durchbrechen und die Wirklichkeit zu ergreifen. Hegel ver 
gleicht dieses fichtesche Ich mit einem leeren Geldbeutel, aus dem das
	        
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