Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Hegels Aufsätze im kritischen Journal. 265 
jectivität herauszutreten. In den Reden über die Religion ist 
diese Potenzirung geschehen/' Beide Seiten des jacobischen Glaubens, 
die subjective wie die objective, sind in die höchste Potenz erhoben: 
die objective erscheint als das göttliche Universum, die subjective als 
der religiöse Künstler, als der Virtuose des Erbauens und der Be 
geisterung, an dessen Eigenthümlichkeit auch diejenigen theilnehmen, 
welche ihre religiösen Anschauungen von ihm empfangen. „Es soll 
einer subjectiven Eigenheit der Anschauung (Idiot heißt einer, insofern 
Eigenheit in ihm ist), statt sie zu vertilgen und wenigstens nicht an 
zuerkennen, so viel nachgegeben werden, daß sie das Princip einer 
eigenen Gemeinde bilde, und daß auf diese Weise die Gemeindchen 
und Besonderheiten ins Unendliche sich geltend machen und verviel 
fältigen, nach Zufälligkeit aus einander schwimmen und zusammen 
sich suchen, und alle Augenblicke wie die Figuren eines dem Spiel der 
Winde preisgegebenen Sandmeers die Gruppirungen ändern — und 
in einer allgemeinen Atomistik alle ruhig neben einander bleiben 
können." 
Hier haben wir in aller Kürze und Schürfe die schon in den 
frankfurter Studien Hegels berührte, nunmehr offene und fortbeständige 
Differenz zwischen Schleiermacher und Hegel, welche der letztere an 
dieser Stelle (ohne den Namen Schleiermachers zu nennen) erleuchtet, 
indem er der subjectiven Gefühlsreligion den objectiven Begriff der 
Religion und der religiösen Besonderheit der Gemeinde und Ge 
meindchen den Begriff der Kirche entgegenhält/ 
3. Die fichtesche Philosophie. 
Seit dem 3. Juli 1799 lebte der aus Jena verdrängte Fichte in 
Berlin, in alter Freundschaft mit Friedrich Schlegel, in neuer mit 
Schleiermacher, in der Vollendung einer Schrift begriffen, von welcher 
er seiner Frau geschrieben hatte: „Ich habe bei Ausarbeitung meiner 
gegenwärtigen Schrift einen tieferen Blick in die Religion gethan als 
noch je".^ Diese Schrift war „die Bestimmung des Menschen" (1800), 
und an sie hat sich Hegel, wie er es auch ausspricht, in dem dritten 
Theil seiner Abhandlung über „Glauben und Wissen" vorzüglich gehalten. 
Es sind die drei Standpunkte und Stufen der menschlichen Selbst 
betrachtung, welche Fichte in dieser seiner Schrift dialogisch, d. h. in 
* Hegels Werke. I. S. 112-115. Vgl. oben Buch 1. Cap. V. S. 48. 
— 2 Vgl. dieses Werk (frühere Ausgabe). Bd. V. Buch II. Cap. V. S. 306 slgd.
	        
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