Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

104 Hegel als Professor der Philosophie in Heidelberg. 
Die Zahl der Zuhörer war zu Anfang sehr gering und hat sich 
während des ersten Semesters nach einigen Stunden in der Encyklo 
pädie auf einige zwanzig, in der Geschichte der Philosophie auf einige 
dreißig gehoben. Eine die Studentenschaft bewegende und in Menge 
ergreifende Wirksamkeit, welche Tradition oder gar Schule hätte stiften 
und hinterlassen können, hat Hegel in Heidelberg kaum ausgeübt, da 
zu war die Art seiner Lehrvorträge nicht geeignet und auch die Dauer 
derselben zu kurz. 
Die Universität war in fünf Facultäten getheilt, von denen die 
vierte die staatswirthschaftliche hieß. Unter Hegels Amtsgenossen leuchteten 
in der theologischen Facultät die Namen Daub und Paulus, in der 
juristischen Thibaut vor allen und Karl Sal. Zachariä von Lingeu- 
thal, der Verfasser der vierzig Bücher vom Staat, in der medicinischen 
der Anatom Tiedemann und in der philosophischen der Philologe 
Georg Friedr. Creuzer, der seit Ostern 1804 in Heidelberg weilte, 
durch seinen charakterlosen Liebeshandel mit dem Fräulein Karoline 
von Günderode den Selbstmord derselben (26. Juli 1806) verschuldet\ 
durch sein Werk: „Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders 
der Griechen" sich eine große zeitgemäße und zeitweilige Berühmtheit 
erworben und die erbitterte Gegnerschaft von I. H. Voß hervorgerufen 
hat. Als diese Kämpfe die Universität in weiten Kreisen aufregten, 
war Hegel nicht mehr in Heidelberg. 
Paulus und Daub waren Antipoden, Daub und Creuzer gingen 
zusammen und gaben gemeinsam die „Studien" heraus, Hegel unter 
hielt freundschaftliche und geistesverwandte Beziehungen zu Daub und 
Creuzer, am lebhaftesten zu Creuzer, mit dem er die gemeinsamen 
2) Anthropologie und Psychologie, nach Dictaten, 5 Stunden wöchentlich, 
von 5—6 Uhr. 
3) Aesthetik nach Dictaten, 5 Stunden wöchentlich, von 4—5 Uhr. 
III. Winterhalbjahr 1817—1818: 1) Anthropologie und Psychologie, an 
den fünf ersten Wochentagen, von 4—5 Uhr. 
2) Geschichte der Philosophie, nach Dictaten. 5 mal, von 3—4 Uhr. 
8) Naturrecht und Staatswissenschaft, nach Dictaten, 6 mal, von 10—11 Uhr. 
IV. Sommerhalbjahr 1818:1) Philosophie in ihrem gesammtsystematischen 
Umfange nach seinem Lehrbuch Encyklopädie der philosophischen Wissenschaften 
und erläuternden Dictaten, täglich von 10 — 11 Uhr. 
2) Aesthetik, nach Dictaten, 5 mal wöchentlich, von 5 — 6 Uhr. 
1 Fried. Creuzer und Karoline von Günderode. Briefe und Dichtungen. 
Herausg. von Erwin Rohde. Heidelberg 1896.
	        
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