Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Hegel als Professor der Philosophie in Heidelberg. 99 
gerade auf diese Universität gerichtet hatte. Schon im Mai 1811 hatte 
ihm Niethammer geschrieben, daß seine Berufung nach Erlangen un 
zweifelhaft sei und spätestens nach dem Schlüsse des laufenden Schul 
jahres erfolgen werdet Nichts erfolgte. Umsonst wartete Hegel von 
Jahr zu Jahr und am Ende, des Wartens und Höffens müde und 
überdrüssig, faßte er den beherzten Entschluß, da er vernahm, daß man 
in Erlangen einen Professor der Philologie nöthig habe, sich der 
bayrischen Regierung aus freien Stücken zu dieser Stelle selbst anzu 
bieten. 2 
2. Berlin. 
Gleichzeitig mit der Bavarisirung Erlangens war die Universität 
Berlin gegründet worden, gleichzeitig mit seinen neuen Aussichten auf 
eine Anstellung in Erlangen eröffneten 'sich für Hegel günstige Aus 
sichten auf eine Berufung nach Berlin, wo die seit dem Januar 1814 
erledigte Professur Fichtes noch immer nicht besetzt war. Unter den 
Vorschlägen, die von seiten der Facultät zur Wiederbesctzung dieser 
Stelle gemacht werden sollten, war auch sein Name. Friedrich von 
Raumer, der mit dem Minister von Schuckmann gute Beziehungen 
unterhielt und sich für die Sache und die Person nach seiner lebhaften 
Art interessirte, hatte auf einer Forschungsreise nach Italien, die er 
zum Zwecke seiner Hohenstaufengeschichte unternommen, den Philosophen 
in Nürnberg besucht? Der Minister von Schuckmann, der von Niebuhr 
wußte, daß Hegel eine Berufung nach Berlin wünsche, hatte schriftlich 
bei dem Philosophen selbst angefragt, ob er, schon seit Jahren dem 
akademischen Katheder fern und vielleicht entfremdet, noch die Kraft 
des lebendigen und eindringenden Vortrags völlig besitze, die zur Aus 
übung des philosophischen Lehrfachs unumgänglich nöthig sei, nament 
lich jetzt, wo das leidige Treiben in den Brodstudien überall sich be 
merkbar mache? Da Hegel sich die Berufung wünschte, so mußte er 
sich die fragliche Kraft wohl zutrauen. Da er acht Jahre lang als 
Professor am Gymnasium zu Nürnberg thätig gewesen, so hatte er 
seine Lehrkraft nicht ungeübt gelassen, sondern bewährt. Die Frage 
des Ministers war offen, gut gemeint, aber recht überflüssig. Kurz 
- Briefe. I. S. 301. (Br. v. 5. Mai 1811.) Vgl. S. 308-320. (Br. Hegels 
vom 27. Aug. 1811.) - 2 Ebendas. I. S. 395 flgd. (Br. v. 8. Juni 1816.) Vgl. 
über Erlangen: S. 819 u. 383. — 3 Ebendas. I. S. 410—413. (Raumer an Hegel. 
München, den 7. August 1816.) — * Ebendas. I. @.415 u. 416. (Berlin, den 
15. August 1816.)
	        
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