Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

96 Alt- und Neu-Bahern. Die bayrische Finsterniß und Reaction. 
i Briefe. I. S. 387 u. 388. — - Ebendas. I. S. 398. 
Niethammer hatte von einer solchen Repräsentantschaft nicht ge 
redet, sondern bloß von seiner Amtspflicht und der darin enthaltenen 
Verantwortlichkeit. Es wäre den Gegnern sicherlich erwünscht gewesen, 
wenn Niethammer seine Entlassung genommen hätte, aber er war viel 
zu besonnen und tapfer, um sein Feld zu verlassen, als das trübe 
Wetter hereingebrochen war, wie er vorausgesehen. Schon in seinem 
Briefe vom 19. November 1815 hatte er seinem Freunde Hegel ver 
kündet, daß eine allgemeine Reaction im Anzuge sei, und deren Zeichen 
geschildert. „Wie die Würmer, Frösche und anderes Geschmeis oft 
dem Regen nachziehen, so die Weiller und Consorten dem trüben Tag, 
der sich über die ganze civilisirte Welt ausbreitet. In der allgemeinen 
(Sünd-) Fluth, in der alles Veraltete zurückströmt, glaubt dieses litte 
rarische und pädagogische, wie das übrige Gesindel seinen Moment 
gefunden zu haben; und ich fürchte fast, es hat ihn gefunden! Was 
ich Ihnen schon mündlich von Vorschlägen zur Aufhebung der Primär 
schulen gesagt habe, hat sich indeß weiter umgetrieben, und man ist in 
der Frechheit so weit gekommen, daß man die Professoren nicht nur 
der Philosophie, sondern sogar der Mathematik an den Gymnasien 
für entbehrlich und nachtheilig erklärt und geradezu 6 Classen (Rudi 
ment, Grammatik, Poesie und Rhetorik) als das Eine, was noth sei, 
predigt; — und dergleichen nicht etwa nur tauben Ohren! Was daraus 
werden wird, ist mir an sich sehr gleichgültig, nicht bloß für meine 
Person, sondern selbst beinahe auch schon für die Sache. Das dumme 
Pfaffenvolk in Bayern wird faul und dumm bleiben, wenn man's so 
haben will — zum Glück bedarf die Bildung ihr Asyl nicht mehr in 
Bayern zu suchen, wo man sie ohnehin nur hereingelockt zu haben 
scheint, um sie todtzuschlagen! Aber sie sollen uns doch nicht so im 
Stillen abthun! und sie sollen uns nicht nach dem Schnitt vormaliger 
Mönchschulen unsere protestantischen Studienanstalten verstümmeln! 
Dagegen will ich mich wehren bis auf den letzten Mann, der ich noch 
zu sein hoffe." 1 
Wie richtig seine Auffassung und Beurtheilung der Zeitlage war, 
bewies ihm das königliche Rescript vom 4. Juni 1816. „Ein merk 
würdiges Document ist allerdings diese allerhöchste Entschließung, mir 
insofern nicht unerwünscht, als es mir zum Beweis dient, daß die 
Protestanten in diesem Lande förmlich rechtlos ftttb." 2
	        
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