Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die Gründung seines Hausstandes. 
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Diesem Plane gemäß sollte der öffentliche Unterricht von den 
Elementarschulen, d. h. den in zwei Classen abgestuften Primärschulen 
zu den Proghmnasien und Real- oder Bürgerschulen fortschreiten, dann 
zu den Gymnasial- und Realinstituten aufsteigen, so daß die Lyceen 
eine gewisse Zwischenstellung zwischen Gymnasium und Universität 
übrig behielten, ohne ein nothwendiges Durchgangsstadium zu sein. 
Die Ausgabe der Gymnasien sollte das gelehrte Sprachstudium 
sein, die der Realinstitute (deren es zwei gab: in Nürnberg und in 
Augsburg) das gelehrte Sachstudium; der philosophische Unterricht sollte 
dort in der „Einleitung in das speculative Studium der Ideen", hier 
in „dem contemplativen Studium der Ideen" bestehen. Auf diese 
Art gelangte die Philosophie zu einer ungemeinen pädagogischen Geltung. 
In jeder der vier Gymnasialclassen (Unterclasse, untere und obere 
Mittelclasse, Oberclasse) sollte der philosophische Unterricht in vier Stunden 
wöchentlich dergestalt ertheilt werden, daß in der Unterclasse (Unter- 
secunda) Logik, Rechts- und Pflichtenlehre, in der unteren Mittel 
classe (Obersecunda) Kosmologie und natürliche Theologie, in der 
oberen Mittelclasse (Unterprima) Psychologie und Ethik, und in der 
Oberclasse (Oberprima) philosophische Encyklopädie zu lehren war. Die 
Grundlage des gesammten Gymnasialunterrichts blieb das Studium 
der alten Sprachen und Litteratur? Niethammer hatte seine päda 
gogischen Grundanschauungen in einer gleichzeitigen Schrift über den 
„Streit des Phianthropinismus und Humanismus" öffentlich dargethan, 
er hatte darin die beiden entgegengesetzten Richtungen der Pädagogik, 
welche man heute als die realistische und humanistische bezeichnet, 
in ihrer Bedeutung gewürdigt, ihre Berechtigung erörtert und die 
Gymnasien in ihrem ganzen Umfange für den humanistischen Unterricht 
in Anspruch genommen? 
III. Das Rectorat des Gymnasiums in Nürnberg. 
I. Berufung und Lebenswendepunkt. 
Noch war das allgemeine Normativ nicht erlassen, als Niethammer 
schon am 26. October 1808 dem Freunde in Bamberg schrieb: „Ich 
* Briefe von und an Hegel. I. S. 204—207. — 2 Der Titel dieser von 
Hegel höchlich gebilligten Schrift, als deren Verfasser Niethammer sich mit allen 
seinen Titeln genannt hatte, hieß: „Der Streit des Philanthropinismus und 
Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit, dargestellt 
von Fried. Jmman. Niethammer, der philos. und theol. Doct., der Königl. Akademie
	        
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