Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die Gründung seines Hausstandes. 
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* Briefe u. f. f. I. S. 188. (Br. vom 25. Sept. 1808.) — * Ebendas. I. 
S. 220 slgd. (Br. an Niethammer vom 20. Febr. 1809.)— 3 Ebendas. I. S. 112. 
war ihm ein Stück von einer Abschrift des königlichen Decrets in die 
Hände gekommen, und er hatte um der Genauigkeit willen den Wort 
laut in den Artikel aufgenommen. Plötzlich wurde er von seiten des 
Ministeriums mit der Suspension der Zeitung (was mit dem 
ökonomischen Ruin des Besitzers und Redacteurs gleichbedeutend war) 
bedroht, wenn er nicht die Militärperson nenne, welche ihm die Mit 
theilung gemacht habe. Er gerieth in die peinlichste Verlegenheit und 
schrieb an Niethammer: „Da in einem solchen Falle schleunige Hülfe 
nöthig ist, so würde ich keinen Rath finden, als in München selbst 
durch persönliche Gegenwart Gnade zu erflehen"? 
Er war schon in Nürnberg, als er erfuhr, daß die Bamberger 
Zeitung plötzlich verboten und die Pressen versiegelt worden seien; er 
bezog die Maßregel auf jene frühere Androhung und gerieth abermals 
in die heftigste Unruhe, bis er sicher war, daß zwischen beiden Vor 
fällen kein Zusammenhang bestehe? 
II. Der Uebergang zu einem neuen Lehramt. 
1. Die Zeitungsgaleere. 
Aber eine solche abgeschiedene Unabhängigkeit, deren sich ein 
Zeitungsredacteur in einer bayrischen Provinzialstadt erfreuen konnte, war 
keineswegs nach Hegels Wunsch und Sinnesart, denn er war, wie 
seine Lehre, viel zu staatlich gesinnt, um in einer Arbeit Befriedigung 
zu finden, die nicht in die Ordnung und das Gefüge der öffentlichen 
Interessen eingegliedert war und nicht selbst an ihrer Stelle fördernd 
und leitend in das Ganze einzugreifen vermochte. Sehr bald seufzte 
er über das „Zeitungsjoch", über die „Zeitungsgaleere". Schon den 
30. Mai 1807 schreibt er an Niethammer: „Diese Arbeit kann nicht 
als ein solides Etablissement angesehen werden". „So verführerisch 
die isolirte Unabhängigkeit ist, so muß jede im Zusammenhange mit 
dem Staat und in der Arbeit für denselben stehen. Die Befriedigung, 
die man im Privatleben zu finden glaubt, ist doch täuschend und un 
genügend. " 3 Und ein Jahr später: „Ein Aufenthalt in einer Provinzial 
stadt kann immer als eine Verweisung angesehen werden, wenn man 
es auch selbst wäre, der sich verwiese. Nur eine Universität, die sich
	        
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