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zweckmäßiger sein, als ihre Zahl in aller Regel nicht groß zu sein
pflegt, und als man zugleich dadurch fl'ir die zukünftige Friedenszeit
sich die Unterlage erhält, auf welcher dann wieder weitergearbeitet
werden kann. Aber freilich lassen auch diese Händler sich nicht in der
ihnen gewohnten Freiheit, sondern auch nur als Kommissionäre
innerhalb festgelegter preisgrenzen verwerten.
Beteiligung des Kleinhandels bei der Verteilung. Nach
der Verbraucherseite hin, für die Verteilung liegen die grund
sätzlichen Überlegungen ganz ähnlich. Auch da ist zu berück
sichtigen, daß die Übersicht über den Bedarf und seine Deckung natur-
gemäß um so schwerer festzuhalten ist, je mehr Elemente an dieser
Deckring unmittelbar beteiligt werden. Man darf vor allem nicht
vergessen, daß auch ein so gewaltiger Krieg, wie wir.ihn jetzt seit zwei
Jahren erleben, keineswegs die wirtschaftlichen Stimmrrngen und
Anschauungen von Grund aus umändert. Gerade der Kleinhandel,
der es mit dem letzten Verbraucher zu tun hat, ist aus seilten wirt
schaftlichen Aufgaben heraus durchaus gewöhnt, das Kundschafts
verhältnis besonders stark zu betonen. Da liegt die Gefahr sehr nahe,
daß die alte Kundschaft, mit welcher der einzelne Händler zu arbeiten
gewöhnt ist, vor denjenigen Käufern bevorzugt wird, welche erst unter
dem Druck des Krieges sich an einen bestimmten Laden zu wenden
haben. Mag das bei der Mengenzuweisung auch durch das Gesetz
immerhin erschwert sein, so bieten doch die praktische Handhabung
und die Qualitätsunterschiede noch Mittel, im Rahmen des Gesetzes
Bevorzugungen eintreten zu lassen, und auch in der Preisbemessung
lassen sich direkt oder indirekt allerhand kleine Vorteile für die alte
Kundschaft herausfinden, welche vielleicht nicht mit dem Gesetze, aber
jedenfalls mit dem Grundgedanken gleichmäßiger Verteilung der
notwendigen Nahrungsmittel im Widerspruch stehen. Ohne Be
denken ist also das Heranziehen der unendlich vielen Kleinhändler
sicherlich iricht.
Aber auch hier bieten sich gewichtige Vorteile bei einem solchen
System. Die Verteilung völlig zu zentralisieren, ist in der Regel
schon rein technisch nicht möglich,- es würde die Bevölkerung ins Un
erträgliche belasten, wenn sie sich etwa mit ihrem täglichen Bedarf
immer nur an einige wenige behördliche Stellen wenden müßte.
Gerade der Kleinhandel kennt die besonderen Bedürfnisse seiner Ge
gend nach Quantität und Qualität,- und warum sollen diese nicht
befriedigt werden, wenn es im Rahmen der allgemeinen Verteilung
möglich ist? Die immer wektergreifende Durchführung des Karten-
systeins hat dazu die Möglichkeit gegeben, die gleichmäßige Verteilung