Volltext: Die Preisbildung im Kriege [Heft 1]

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liefern, Öen Erzeugern auferlegt hat, dem alteingeführten Handel 
so manche Gelegenheit, versteckte Vorräte doch noch mobil zu machen 
und auch die offenen Bestände den Verteilungsstellen zuzuführen,- 
jeder Kenner ländlicher Verhältnisse weiß, in welchen Vertrauens 
beziehungen die Produzenten, groß und klein, zu ihren gewohn 
heitsmäßigen Abnehmern regelmäßig zu stehen pflegen. Vollends 
kann es nur erwünscht sein, wenn auch aus dem Auslande über 
alle Schwierigkeiten hinweg noch so viel wie irgend möglich herein 
gebracht wird,- und wiederum ist kein Zweifel, daß ein alteinge- 
sührter Handel hierfür die Wege leichter zu finden vermag als - 
eine eben erst neuaufgebaute Behördenorganisation., 
Andererseits erfordert die tatsächliche Durchführung der Ver 
teilung, auch wenn die Menge für jeden einzelnen Verbraucher fest 
gesetzt ist, einen so weit ausgespannten Lagerungs- und Zusührungs- 
apparat, daß auch hierfür der Handel, der stets bestimmte Be- 
völkerungskreise als seine Kundschaft zu bedienen pflegt, als zweck 
mäßigstes Hilfsmittel sich darbietet. Auch die unendlich vielen 
kleinen Lagerungsmöglichkeiten der letzten Hand brauchen nicht 
unbenutzt zu bleiben. Nach allen Seiten bietet sich also eine Fülle 
von Gelegenheiten, das Kapital, die Sach- und Personenkenntnis, 
die Arbeitskraft der Händler innerhalb der behördlich geregelten 
Verteilung zu verwenden. — — 
Grenzen der Handelsbetätigung. Die Grenzen, welche 
einer solchen Verwendung gezogen sind, dürfen jedoch ebenfalls nicht 
außer acht gelassen werden. Schon beim inländischen Einkauf ist 
mit der Schwierigkeit zu rechnen, daß auch dem Handel durch die Fest 
legung der Höchstpreise das wichtigste Mittel genommen worden ist, 
versteckte Vorräte von den 'Produzenten herauszuholen. Mögen auch 
die Taxpreise, verglichen mit den Selbstkosten — was ja tatsächlich 
vielfach bestritten wird — und erst recht verglichen mit den Friedens 
preisen recht hoch sein,- als ein besonders stark wirkendes Mittel 
können sie nicht verwendet werden, sobald ein gewisses Maß von 
Vorräten schon verkauft und den Erzeugern dadurch eine überdurch 
schnittliche Einnahme zugeführt worden ist. Da müßten schon so 
hohe preise geboten werden können und auch die Besitzverhältnisse 
müßten so liegen, daß die Möglichkeit, unmittelbar mit Hilfe des 
neuen Gewinnes den Landbesitz zu erweitern, vor den Augen des 
Bauern verlockend aufstiege. Dann aber wäre eine Einheitspreis 
politik überhaupt nicht mehr möglich. 
Eben diese Rücksicht zwingt aber auch dazu, den Handel über 
haupt beim Einkauf nicht selbständig vorgehen zu lassen. Die 
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