Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Was nicht in dem sich entspinnenden Nahkampfe getötet, verwundet oder gefangen wurde, zog 
sich kämpfend zurück und besetzte hinter dem Eisenbahndamm eine kleine Anhöhe, konnte aber 
auch dort nicht halten, da die beim 2. Regiment eingebrochenen Russen die Zer Kaiserjäger bereits 
umfaßten. Der tapfere Gruppenkommandant Hptm. Habranskg fand durch einen Herzschuß beim 
Bahnwächterhaus Erigonomeler 171 den Heldentod. 
Nochmals versuchten der Adjutant des III. Bataillons Oblt. Hannini und Oblt. Hedrich mit 
den letzten Resten Widerstand zu leisten, doch vergeblich. Sic mutzten weichen und unterstellten 
sich mit den Trümmern des III. Bataillons — es waren nur mehr 27 Mann — dem Komman¬ 
danten des I. Bataillons Mjr. Schönn. Die Reste der ebenfalls durchbrochenen und im Abschnitte 
des Obst. Vonbank eingesetzten Kompagnien des 4. Regiments unter Hptm. Schimann suchten An¬ 
schluß an ihr Regiment." 
Hptm. Schimann, der Kommandant des III. Bataillons der 4er Kaiserjäger, der die Abwehr 
der in der Kofferstellung und weiter südlich eingesetzten Kaiserjägerkompagmen — es waren die 
5., 6. und 8. des z. Regiments sowie die 8., y. und 10. des 4. Regiments — leitete, schilderte in 
einem Gefechtsberichte die Ereignisse an jenem UnglUckstage: 
„Am 2. früh morgens mehrten sich alle Anzeichen eines Ansturmes der Russen. Der Feind 
wagte jedoch nicht anzugreifen, da die Gefechtskraft unserer tapferen Häger noch ungebrochen war. 
Etwa um 10 Uhr vormittags verstummte das Feuergefecht völlig ... Um 11 Uhr vormittags fetzte 
jedoch ein fürchterliches Artilleriefeuer aus schweren Kalibern ein. Granaten und Schrapnelle 
wurden in Viererlagen abgegeben, die mit der denkbar größten Präzision aus einer Entfernung 
von Z bis 4 km einschlugen, die Deckungen zerstörten und uns 25 bis Zd vom Hundert Verluste 
beibrachten. Gegen Mittag meldete die 8. Kompagnie des Z. Regiments, daß alles bis auf 
12 Mann gefallen fei ... . 
Kurz nach 12 Uhr mittags erhielten wir aus der Richtung von Borowina Flanken- und Rük- 
kenfeuer. Lin Häger meldete, daß die Russen beim 2. Regiment durchgebrochen seien. Durch eine 
telephonische Anfrage beim III. Bataillonskommando des Z. Regiments konnte mit Sicherheit 
die Lage im Rachbarabschnitle nicht festgestellt werden. 
Unterdessen wurde beobachtet, daß sich die russische Infanterie näher an den linken Flügel der 
Z. Regiments und an die Gräben der Kaiserjägerkompagnien des 4. Regiments heranarbeitete. 
Das Abwehrfeuer der Häger brachte dem Feinde schwere Verluste bei, vermochte aber seine Vor¬ 
wärtsbewegung nicht zum Stehen zu bringen. Um 12 Uhr 15 nachmittags verstummte plötzlich das 
Artilleriefeuer der Russen. Kleingewehrfeuer flammte heftig auf, auch vernahm man das ver¬ 
worrene Hämmern der Maschinengewehre." 
Wiederholt hatte Hptm. Schimann dem Abschniltskommando telephonisch ein Bild von der 
kritischen Lage gegeben und vorgeschlagen, die Kompagnien aus den gegen Prztzdzel ausspringen¬ 
den Waldstück zurückzunehmen, um sie der Gefahr einer Umzingelung zu entziehen, doch jedesmal 
den Befehl erhalten: auszuharren." 
Es wurde 12 Uhr 30 nachmittags. Das Feuer beim III. Bataillon des 5. Regiments wurde 
immer schwächer. Es kam, wie es kommen mußte. Die in Massen angreifenden Russen durch¬ 
brachen den linken Flügel des 5. Regiments, sie faßten die im vorspringenden Waldstück ein¬ 
gesetzten Kompagnien des 4. Regiments im Rücken und übermannten die bis zum letzten Augen¬ 
blick ausharrenden Besatzungen. 
Links im Anschluß an das Z. Regiment standen in den Waldstücken und Wiesengründen bei 
Borowina vom 2. Regiment die 14. Kompagnie, die 6., Lt. v. Wartburg, die 8., die 16., die 5., 
Lt. Hueber, die 15. und die 15. Kompagnien und an.dem Waldrand südöstlich von Podwolina 
die Kompagnien des III. Bataillons, Mjr. Gf. Wallerskirchen. Seit Morgengrauen be¬ 
schoß die russische Artillerie die Stellung des 2. Regiments. Die russische Hnfanterie hatte 
sich unter dem Schutze der Rächt entlang des Eisenbahndammes an die Stellungen der 
6. und 14. Kompagnie ganz nahe herangegraben. Doch die Stunde der Morgendämmerung, sonst 
die beliebteste Angriffszeit, ging auch hier vorüber, ohne daß irgendeine Veränderung eintrat. 
Die Sonne ging endlich auf. Der Tag war heiß und sengend, groß die Abspannung der ermüde- 
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