Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

— links Platz für die Italiener!" .... Und schon ist italienische Kavallerie — es sind Lancieri — 
im Begriffe, an uns vorbei ?u kommen! 
Den Wassenstillstandsbedingungen gemäß leisteten die Österreicher keinen Widerstand. Die ita¬ 
lienischen Beiter passieren, die Karabiner schußbereit mit dem Kolben am Schenkel, den Säbel 
am linken Handgelenk hängend; es folgen Bersaglieri aus Rädern mit Maschinengewehren, 
dann einige Autos mit höheren Offizieren, dann wieder Reiter und Bersaglieri. 
Die Gefühle, diesen Feind, dem man 3 Zähre erfolgreich Widerstand geleistet hat, passieren 
lassen zu müssen, sind unbeschreiblich! 
Die österreichische Kolonne ist mittlerweile zum Stehen gekommen. Dann gehts wieder etwas 
vorwärts, doch nicht lange. Waffenlose eigene Soldaten kommen uns entgegen und rufen: 
„Wir sind gefangen!" 
Von einer Tntwaffnung unserer Gruppen ist nichts bekannt. An meine Leute gebe ich 
daher sofort Befehl: „Ohne meine Anordnung kein Mann Waffen ablegen!" 
Ts ist etwa 3 Uhr nachmittags geworden. Vor uns alles entwaffnet — es handelt sich 
aber meist um Zahrsoldaten von Wagenkolonnen, welche ohne Bedeckung sind. Die Wagen 
bleiben unter Aussicht italienischer Soldaten zurück, welche nicht verhindern, daß herbeigeeilte 
Zivilbevölkerung sie plündert und die Pferde ausspannt. 
Burschen aus Rädern — von Trient kommend — in der Rechten eine Pistole, fordern 
von uns die Waffen, werden aber leicht zum Flüchten gebracht. 
Hinter unserer Kolonne schließt der Train der „Berittenen Tiroler Kaiserfchlltzen" an. Der 
Kommandant — ein Rittmeister — ersucht mich, seinen Wagenzug unter Bedeckung zu nehmen, 
was auch sofort geschieht. 
italienische Soldaten — es sind inzwischen vorgezogene infanteristen — fordern von uns 
ohne Trsolg die Waffen, worauf sie sich etwas verblüfft verziehen. 
Bei weiter rückwärts befindlichen Kolonnen haben sie aber mehr Glück, und bald find wir 
die einzige Gruppe, welche unversehrt geblieben ist. 
Run versuchen wir weiter zu fahren, werden aber von Kavallerie neuerdings aufgehalten. 
Tin Lancieri-Tenente fordert die Waffen, ich berufe mich auf die Aussprache mit Oberst 
Schneller und auf den Befehl meines Kommandanten. Der italienische Offizier stutzt und sagt 
dann: . . . „er wisse nichts von einem Waffenstillstand. Tr hätte Auftrag, die zum Teil meutern¬ 
den österreichischen Truppen zu entwaffnen und zu internieren. Ts handle sich um keine Gefangen¬ 
nahme! Rach einigen Tagen würden wir unsere Waffen wieder erhallen und könnten heim- 
marfchieren. ich möge im eigenen interefse den Anordnungen des italienischen Kommandos Folge 
leisten! 
ich verweigere die Abgabe unserer Waffen, verlange „freien Abzug", darauf hinweisend, daß 
meine Mannschaft nicht meutere und hervorragende Disziplin halte. 
Die braven ZLger stehen links und rechts der Fuhrwerke in voller Ausrüstung. Die so 
stramme Bedeckung macht sichtlichen Lindruck. 
Der Tenente reitet zu seinem Regimentskommandanten nach Trient, um Meldung zu machen, 
infanterie zieht inzwischen ein Melde-Relais vom Nordausgang der Stadt auf der Straße 
bis zu uns. 
Wieder erscheint der Tenente, beharrt auf feiner ersten Forderung, betont, daß sein Kom¬ 
mandant sofortigen Vollzug dieser Anordnung erwarte. Meine neuerliche Weigerung geht an 
das Kommando zurück, in der Folge versucht der italienische Offizier wiederholt, mich durch 
allerlei Versicherungen umzustimmen. Tr gibt auch zu, daß ein Waffenstillstand abgeschlossen wor¬ 
den fei, er trete jedoch erst morgen nachmittags in Kraft! 
An den Rittmeister und an mich ergeht die Aufforderung, an den Nordausgang von Trient 
zu reiten, um dort mit dem italienischen Regimentskommando zu verhandeln. Der Rittmeister 
ist trotz meiner Warnungen bereit, ich selbst lehne aber mit der Begründung ab, daß ich meine 
Mannschaft nicht verlasse. 
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