Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

stand, den Rückmarsch nach Norden aus vorzüglicher Kampfstellung angetreten hätte. Lin Blick 
auf Straße und das umliegende Gelände -überzeugte aber Hpt. Leuber, daß mittlerweile Panzer¬ 
autos mit Geschützen vorgesahren, zahlreiche Maschinengewehre rundherum in Feuerstellung ge¬ 
bracht waren, kurz daß jede Gegenwehr in dieser taktisch ungünstigen Lage nur nutzlose Blut- 
opser gekostet hätte. Der junge Kommandant des italienischen Sturmbataillons XXIX forderte 
in Gegenwart des Hptm. Leuber vom Oberst-Brigadier Lovari die „Waffenehre" für das 
Kaiserjäger-Sturmbataillon, worauf den Offizieren das Behalten der Säbel, Bajonette, Dolche, 
Pistolen und Pferde gestattet wurde. 
Die Gefangennahme des Kaiserjäger-Sturmbataillons in Acquaviva am 3. November 19 <8 
Der italienische Brigadekommandant schrieb sich noch genau Namen und Truppenkörper des 
Hptm. Leuber auf, ließ sich den letzten Befehl des XIV. Ldelweißkorps genau überfetzen und 
erklärte, daß noch im Laufe des Tages genaue Weisungen wegen des Waffenstillstandes 
einlangen würden. 
Sehr schweren Herzens, nur in Erkenntnis der Notwendigkeit, unnützes Blutvergießen zu 
vermeiden, gab Hptm. Leuber um zirka 2 Uhr 30 nachmittags seinem schönen, stolzen, tapferen und 
unbesiegten Bataillon den Befehl zum Ablegen der Waffen. Offiziere und Mannschaft wollten 
nicht an den Lrnst dieses Befehles glauben, sie hätten bestimmt alle bis zum letzten Mann (trotz 
der ungünstigen Lage) gekämpft! Hptm. Leuber versicherte, daß schon aus Bernunftgründen kein 
Widerstand geleistet werden dürfe, da sich ja alles in kürzester Feit als „Mißverständnis" auf¬ 
klären würde. 
Lin letzter Befehl zum Zusammenlegen der Waffen: das Kaiserjäger-Sturmbataillon wurde 
schuldlos wehrlos! Das war das tragische, unverdiente Lnde des herrlichen „Sturmbataillons 
der Kaiserjäger" am 3. November 191$. 
Ltwa um 3 Uhr Nachmittag bekam das Bataillon vom Höchstkommando der Vorhut¬ 
truppen die Weisung nach Süden abzumarschieren. Vorher vernichteten die braven Fäger noch 
einen Teil der Waffen und Kampfmittel — manches Maschinengewehr flog in den Ltschfluß. 
Fetzt konnte man erst so recht scheu, wie die Italiener die Feit der Verhandlungen mit uns 
ausgenützt hatten, um auf Autos etliche Alpin'i-Bataillone, aufmontierte Marinegeschütze, Ma¬ 
schinengewehre und andere Kampfmittel heranzubringen und das Bataillon unbemerkt zu um¬ 
zingeln! Da jeder weitere Widerstand unsinnig gewesen wäre, marschierte das Bataillon (immer 
noch im guten Glauben, es müßte sich ja doch noch alles zum Guten aufklären) in Reihen¬ 
kolonne Uber Rio Secco nach Lalliano mit einem Fuge Lavalleggieri als „Lhreneskorte". 
Dem Bataillon entgegen marschierte nordwärts eine endlose Kolonne Alpin! mit Gebirgs¬ 
artillerie und großem Karrettentrain. 
Bei der Straßen- und Bahnkreuzung Besenello—Aldeno nördlich Lalliano traf das Ba¬ 
taillon eine Menge Leidensgefährten, darunter auch die Offiziere des II. Bataillons des 2. Re¬ 
giments mit Mjr. Fahl. Das Sturmbataillon rastete am Ltschdamme westlich der Bahnstation 
Lalliano und marschierte um zirka 6 Uhr nachmittags weiter nach Rovereto, das um ungefähr 
8 Uhr abends erreicht wurde. Während des Marsches begegnete das Bataillon endlosen Ko¬ 
lonnen: Snfanterie, Alpin!, Artillerie, Karrettentrains, unzählige Autos u. a. m. Aus der 
Richtung der Hochfläche hörte man Fnfanteriefeuer und größere Schuß- und Sprengdetonationen. 
An manchen Punkten sah man stärkeren Feuerschein. 
Zn Rovereto wurden die Offiziere des Bataillons mit der Mannschaft zusammen in einem 
großen Schulgebäude untergebracht. Die Offiziere lagen dicht gedrängt in einem kleinen Raum 
auf schmutzstarrendem Fußboden: Hptm. Leuber, die Oberleutnants Fannini, Pfützner, Kaiser 
und Mathis, Oberarzt Dr. Simeth, Feldkurat Hermentin, die Leutnants Burghardt, Leonard!, 
Hückl, Hölzl, Ganner, Gustav Magr, Petri und Gröbner, Fhnr. Gmeiner und San.-Fhnr. Krainz 
des Kaiserjäger-Sturmbataillons, dann einige Offiziere des Kaiserschützenregiments Rr. II und 
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