Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Als das Artillerie-, Minenwerfer- und Maschinengewehrfeuer (um 3 Uhr 56) einsetzte, be¬ 
gannen sich alle drei Gruppen auf Handgranatenwurf-Distanz au die Linbruchstelle vorzuarbeiten. 
Die rechte Gruppe gelangte südlich des Koffers an die Hindernisse und sprengte deren erste 
und zweite Hone. Oblt. v. Hassenteufel drang mit den ersten Leuten durch die Bresche und 
wurde hiebei durch eine Granate schwer verwundet. Lt. Kraus und die nachfolgenden Sturm¬ 
trupps drangen ebenfalls in die Lücke und begannen die Verwundeten aus den Hindernissen 
herauszuziehen. Oblt. v. Hafsenteufel schotz sterbend die Leuchtrakete als Zeichen des Einbruches 
ab. Als in diesem Augenblick der Feind schwerstes Sperrfeuer vor und auf seine Stellung legte, 
wurden auch Lt. Kraus und mehrere Leute durch einen Volltreffer in die zusammengeballten 
Sturmtrupps schwer verwundet. Lt. Kraus befahl nun, als er erkannte, daß der Einbruch in 
die Stellung nicht mehr überraschend durchgeführt werden konnte und der auch wegen des feindlichen 
Sperrfeuers nur unter schwersten Verlusten möglich gewesen wäre, für diese Gruppe den Rückzug. 
Die mittlere Gruppe, die den Auftrag hatte, die in Easa della Lazza zweifellos und wieder¬ 
holt festgestellte feindliche Feldwache auszuheben, drang in dieselbe ein, fand sie aber vollkom¬ 
men geräumt. Der Trupp folgte sodann der Gruppe Hafsenteufel nach und trat mit ihr den 
Rückmarsch durch die Sperrfeuerzone bei Easa della Lazza an. 
Die linke Gruppe unter dem Kommando des Oblt. Pfützner drang programmgemätz in die 
erste feindliche Linie unweit des Postenstandes ein, rollte sie auf und ging von dieser Stellung, 
nachdem sie gänzlich leer gefunden wurde, direkt nach Sprengung des zweiten Hindernisses gegen 
den zweiten Graben vor. Der Abriegslungstrupp mit dem Handmaschinengewehr rollte nach links 
gegen den Fels-Turm auf, das Handmaschinengewehr bezog Feuerstellung und nahm den Kaver¬ 
neneingang im Zels-Eurm unter Feuer. Lt. v. Scheuchenstuel drang nach rechts vor. Dies alles 
geschah unter heftigster Artillerieeinwirkung. Als festgestellt war, da» die Stellung vom Feinde 
vollkommen geräumt war und das italienische Vernichtungsfeuer auf die Stellungen des Ein¬ 
bruchsraumes immer heftiger wurde, befahl Oblt. Pfützner um 4 Uhr 45 vorm, den Rückmarsch 
über Tovo, da auf diesem Wege weniger Sperrfeuer zu erwarten war, als auf dem Paffe. 
Der Rückmarsch ging vollkommen geregelt und geschlossen vor sich. Besonders lobend mutz das 
Verhallen des Lt. v. Scheuchenstuel und der gesamten Mannschaft hervorgehoben werden, die 
sich mit Aufbietung aller Kräfte Uber den Steilhang gegen die feindliche Stellung hinauf arbei¬ 
teten und, als die erste Hindernissprengung nur eine schmale Bresche ins Hindernis schlug, spon¬ 
tan das mehrreihige Pflockhindernis in breiter Front überkletterten und sofort die zugewiesenen 
Grabenstücke, trotz des schon autzerordentlich heftigen Sperrfeuers, aufrollten. Sämtliche Kampf¬ 
mittel leisteten sowohl während der Vorbereitungsarbeiten (Einbau, Einschietzen), als auch 
während des Angriffes durch ihr richtig abgegebenes Feuer Hervorragendes. Die Tätigkeit 
der Maschinengewehre I und II/4. EHR. mutz gleichfalls ganz besonders hervorgehoben werden. 
Datz der äutzere Erfolg (Gefangene, Beute) versagt blieb, lag wohl in dem Umstande, datz 
der Feind irgendwie die Angriffsabsichten erkannte hatte, die Stellung rechtzeitig räumte und 
auf die in dieselbe eingebrochenen Sturmtrupps schweres Sperrfeuer legte. Auf welche Weise 
dem Feinde die Angriffsabsichten bekannt wurden, konnte man sich nicht erklären, da sämtliche 
Vorbereitungen ganz unauffällig durchgeführt worden waren. Das Einschietzen der Artillerie 
und der Minenwerfer war auf mehrere Wochen verteilt, die Maschinengewehre wurden nur mit 
Einzelschüssen in einem Zeitraum von 14 Tagen eingeschossen. Sämtliche Patrouillen blieben dem 
Feinde verborgen, vom Telephon wurde in den vorderen Linien überhaupt kein Gebrauch ge¬ 
macht. Hingegen wurden, wie nachträglich bekannt wurde, beim Feinde schon vor dem Angriffs 
verschiedene Bewegungen bemerkt, die auch ein Beweis sein dürften, datz ihm der bevorstehende 
Angriff bekannt war. 
Bei dieser letzten Kaiserjäger-Sturmunternehmung — sieben Wochen vor Kriegsende — 
hatte sich erneut gezeigt, welch herrlicher Geist, welch opferwillige Pflichttreue, welch ungebro¬ 
chene Angriffslust, welch vorbildliche Tapferkeit das Sturmbataillon beseelte. Autzjer Oblt. 
v. Hassenteufel, der durch die Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille für Offiziere aus¬ 
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