Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Einleitung 
Die Erstarrung der Fronten im Zusammenhang mit der immer stärker werdenden Verteidigung 
in festungsähnlichen Kampfstellungen, aber auch die abnehmende Durchschnittsqualität der Zeld- 
formationen in ihrer beweglichen Stoßkraft, führten zur Aufstellung eigener Sturmformalionen. 
2n Erkenntnis dieser Notwendigkeit wurden von Ende September 1916 bis Zänner 1917 eine 
größere Zahl österreichisch-ungarischer Offiziere und Unteroffiziere an der Westfront in Veuville 
zu Instruktoren für den „Sturmdienst" ausgebildet, darunter auch ein Offizier und ein Unter¬ 
offizier der Kaiserjäger. 
Schon Ende November 1916 verfügte das Armeeoberkommando die Heranbildung von eigenen 
„Sturmoffizieren" und „Sturmtrupps" bei der Infanterie- und Zägertruppe. Mil Anfang Zän- 
ner 1917 wurden die ersten Znstruktionsoffiziere und Unteroffiziere aus dem Stande der Kaifer- 
jägerregimenter im Sturmlehrkurs der 11. Armee in Levico ausgebildet. Diesem ersten Sturm- 
Kurse folgte anfangs Februar die Aufstellung des Sturmiruppenkurses des XIV. Edelweißkorps 
und der Gruppe Etschtal in Aldeno unter Kommando des Hptm. Oskar Eeuber des 4. Regiments. 
Sn Levico und in den sieben Sturmlehrkursen in Aldeno wurden in der Zeit von Februar bis 
Oktober 1917 Hunderte von Offizieren und weit Uber 1000 Mannschaftspersonen vom Stande 
aller vier Eiroler Kaiserjägerregimenter für ihre Verwendung in Sturmsormationen vorgebildet. 
Von diesen Kaiserjägern wurden die Besten — auf Grund freiwilliger Meldung — in die „Kaiser- 
jäger-Sturmformationen" des Sturmbataillons der 11. Armee, später in das „Kaiferjäger-Sturm- 
bataillon" eingereiht. 
Diese jungen Sturmsoldaten wurden durch tägliche leichtathletische Übungen, feldmäßiges Tur¬ 
nen in voller Sturmausrüstung, gefechtsmäßiges Schießen mit Pistolen, Repetierstutzen und Ma¬ 
schinengewehr, tägliche Schulung im Handgranatenwerfen, Bedienung aller leichten Nahkampf- 
mitlel und Feindwaffen, Dolchkampf, technischer Arbeit, sowie im Sprengwesen sorgfältig aus¬ 
gebildet und für ihre vielen Sonderaufgaben trainiert. Durch häufige, mit scharf adjustierten 
Kampfmitteln durchgeführte Sturmübungen an besonderen llbungswerken, sturmtaktische Führer- 
schulung aller Grade und besonders Schulung des Zusammenarbeitens mit den schweren und leich¬ 
ten Begleitwaffen, erreichten diese Sturmsoldaten aller Grade ein hohes Maß vielseitiger Ver¬ 
wendbarkeit. Durch Verlegen der einzelnen Sturmformalionen in die verschiedenen Kampf¬ 
abschnitte des eigenen Divisions-, Korps- und Armeebereiches, durch häufige Gelände- und Stel¬ 
lungserkundungen wurde ihre Einsatzbereitschaft und Schlagkraft für Gegenangriffe wesentlich 
erhöht. 
Ein ganz besonderes Augenmerk wurde aber auch auf die moralische Erziehung dieser For¬ 
mationen gerichtet. Dem hervorragenden soldatischen Geiste, der vorbildlichen Pflichttreue, Kame¬ 
radschaft und Tapferkeit im Vereine mit vollkommenster fachlicher Ausbildung und blinden Ver¬ 
trauens in die verantwortungsfreudige, pflichtbewußte Führung ihrer Sturmoffiziere, waren auch 
die großen Erfolge dieser Sturmsormationen der Kaiserjäger zu danken. 
Den besten Beweis aber für ihren hohen moralischen und soldatischen Wert erbrachten 
unsere Kaiserjäger-Sturmformatlonen nicht nur überall, wo sie in den Zähren 1917/18 zum 
Sturmangriff angesetzt wurden, sondern in ganz besonderer Weise, in den kritischen letzten Tagen 
des Weltkriegesl Sie zeigten einen Geist soldatischer Pflichttreue, Kameradschaft und Zusammen¬ 
gehörigkeit, der den Zusammenbruch der ehrwürdigen österreichisch-ungarischen Monarchie, die 
schwere Zeit der Kriegsgefangenschaft und der Nachkriegsjahre unverändert bis zum heutigen 
Tage überdauerte. 
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