Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

zuverlässig eingesetzt werden können. An mehreren Stellen ist der Tunnel höhlenartig erweitert 
und bildet bombensichere Unterstände. An einer Stelle ist ein Kamin ausgesprengt, der den Kaver¬ 
nengang mit dem Gipfel des Fischer-Hügels verbindet, wo ein Maschinengewehrnejt eingebaut ist. 
Ls sind nur noch die letzten Sicherungsarbeiten zu machen: eine Betonmauer am Kaminausgang 
und der Lindau einer Leiter in den Kamin. Sn wechselnder Schicht, Tag und Nacht haben die 
Sprengpatrouillen gearbeitet, um möglichst rasch einen ausreichenden Schutz gegen die feindlichen 
Beschiehungen zu schaffen. 
Heute zeigen mir die Fäger gleich bei der Begrühung wieder ihre völlig zerfetzten Uniformen. 
Sie befürchten, dah sich ihre Läuse erkälten werden. Sch tröste sie mit dem Hinweis, dah das 
Eintreffen von Erfatzmonturen bereits angekündigt sei. Weiter durch die Stellung wandernd', 
höre ich Flieger. Ganz tief schweben zwei Eaproni Uber unserer Stellung und schicken hin und 
wieder eine Serie Maschinengowehrgeschosse in den Graben, gleichsam als Warnung, sie bei 
ihren Stellungsaufnahmen nicht zu stören. Smmer wieder ziehen sie ihre Schleifen, um von allen 
Seiten zu photographieren. Na, da gibts wieder Kleinholz! Endlich haben die Eaproni genug und 
fliegen unbeläftigt heim. 
Blick vom Maschinengewehr-Hügel gegen die Pasubio-Platle, erste Linie, Boiterücken. (Aus dem Besitze des 
GM. v. Zakob.) 
Fetzt beginnt die gewohnte Vormittagsmusik. Die italienische Artillerie trommelt eine Vier¬ 
telstunde auf uns los, damit wir nicht zu übermütig werden. Auch Minen saufen hernieder und 
explodieren mit nervenzerreitzendem Krachen. Sn früheren Feiten antwortete unsere Artillerie 
mit einem Zeuerüberfall auf die feindlichen Stellungen; jetzt gibt es kein Vergeltungsfeuer mehr. 
Wir müssen Munition sparen. Der feindliche Zeuerüberfall geht glimpflich vorüber. Unsere Kom¬ 
pagnie hat nur zwei Leichtverwundete. 
Die Erägermannschaft kommt und bringt die seit Wochen angeforderten und sehnsüchtig er¬ 
warteten Uniformen. Es ist schwer, ein vollkommen gerechtes Urteil über die Verteilung der¬ 
selben zu fällen, denn nur 10% der Anforderung ist eingetroffen. Nur die AllerbedUrftigsten sollen 
sich melden, trotzdem ist der Andrang grotz. Nach eingehendster Prüfung werden einige mit einer 
neuen (Brennessel-)Hose oder Bluse beteilt. Triumphierend und von den anderen glühend be¬ 
neidet, ziehen sie ab. Die ausrangierten Bekleidungsstücke — armselige Lumpen — werden dem 
Kompagnieschneider mit dem strengen Befehl anvertraut, möglichst viel noch herauszubringen. 
Das Aufbringen des dazu notwendigen Zwirns muh seinem Scharfsinn überlassen werden. 
Das Bataillonskommando avisiert: „Um 4 Uhr 15 nachmittags wird unsere 42 em Haubitze 
einen Schuh auf die italienische Pasubioplatte als Vergeltung für die fortwährenden Zeuerüber- 
fälle abgeben." Aus alter Erfahrung Uber die Folgen solcher Vergeltungsversuche ordne ich 
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