Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

III. Bataillons besetzt wurde, lag die zweite Stellung, hauptsächlich aus Kavernen und einzelnen 
Stützpunkten bestehend. Sn die zweite Stellung rückten die restlichen zwei Kompagnien und die 
6. Kompagnie des II. Bataillons (Obstlt. Högn), das am 16. in Sartori eintraf und mit drei Kom¬ 
pagnien und den Maschinengowehrabtoilungen II und V die dritte Stellung jenseits der Assaschlucht 
besetzte. Diese dritte Stellung war unsere Berteidigungsfront vor Beginn der grotzen Herbst- 
offensive. Sie befand sich in einem guten Zustand mit geräumigen, bombensicheren Kavernen, über 
die erste und zweite Stellung berichtet Lt. Tbenberger der 6. Kompagnie: 
„Die erste Stellung war noch nicht ausgebaut. Die zweite Stellung war stützpunktartig an¬ 
gelegt mit wenigen Kavernen. Das Grundübel des ganzen Stellungssgstems bildete die Gatsache, 
daß alle Unterstände und Kavernen — ehemals italienische Stellungsteile — feindwärts gelegen 
waren und somit einen ziemlich fragwürdigen Schutz boten. Doch hinderte uns dies nicht, uns 
möglichst häuslich einzurichten. Vor den feindwärts gelegenen Kaverneueingängen errichteten wir 
aus Baumstämmen und Sandsäcken Wände, um den italienischen Granaten den Eintritt möglichst 
zu erschweren, legten Gelephonlinien, um mit dem „Hinterlande" nicht ganz die Fühlung zu ver¬ 
lieren. Zur Lrhöhung des körperlichen Wohlbefindens hielten wir mehrere Läufe-Grotzkampftage 
ab. Zetzt erst erlaubten wir uns, unsere Nachbarbesuche „abzuklopfen". Aus alter Freundschaft, 
arithmetischer Ordnung, und weil die 7. Kompagnie als Regimentsreserve die dritte Stellung 
besetzt hielt, rüsteten wir zu einer „Reise ins Hinterland". Die Assaschlucht war bald überquert 
und auf der jenseitigen Berglehne gelangten wir Uber bequeme, aber steile Holzstiegen in die auf 
Lonntagsglanz hergeputzte dritte Stellung. „Was glbt's neues an Latrinen?" — war meine erste 
Frage. (Nicht unbegründet hießen im Wortschätze des Frontsoldaten all die Nachrichten, die un¬ 
kontrollierbar ihrer Herkunft, sich mit unheimlicher Raschheit ausbreiteten, nicht gerade schön, 
aber treffend: Latrinengerüchte.) Unser Koch, welcher beim Divisionsstab einen guten Freund hatte 
— Pfeifendeckel vom Generalstabschef — versicherte, daß das Regiment in Kürze nach Wien auf 
Retablierung kommen werde zu Assistenzdiensten — ins Arsenal. Alle lachten, tief im Herzen 
schlummerte aber doch ein Fünkchen Hoffnung, daß daran vielleicht etwas Wahres sein konnte. 
Der Feind lag in einer Entfernung von 300 bis 800 Schritte uns gegenüber, hinter mehr¬ 
reihigen Stacheldrahthindernissen in einer etwas höher gelegenen Stellung. Seine in der vordersten 
Linie eingebauten kleinkalibrigen Geschütze belästigten fortwährend unsere Grabenbesatzung. Um 
unnötige Verluste zu vermeiden, mutzte auch hier alle Stellungsarbeit bei Nacht verrichtet werden. 
Zum Glück war es ein verhältnismätzig milder Winter, wenig Schnee und der Boden nur leicht 
gefroren. So konnte ln kurzer Zeit das nachgeholt werden, was die vorhergehende Besatzung 
bisher versäumt hatte. Die Italiener kannten ihre bisherigen, nun von uns besetzten Stellungen 
genau und legten mit Vorliebe das Feuer auf die feindwärts gerichteten Kavernenausgänge. Bon 
Tag zu Tag konnte man das Einschietzen neuer Batterien beobachten und lebhaft war die Tätig¬ 
keit der italienischen Flieger. Unsere Hauptstellung mutzte den Feind zu einem Angriff förmlich 
einladen, denn sie verlief nur einige hundert Schritte südlich der Assaschlucht, in die uns ein ge¬ 
waltiger Angriff werfen konnte." 
Der Vorstotz der Staliener bei Afiago 
(29. Zänner 1918) 
Gegen Tnde Zänner nahm die italienische Artillerie mit großem Munitionsaufwand den Ab¬ 
schnitt bei Asiago unter starkes Feuer. Ghertele und das ganze obere Astatal war das Ziel 
besonders schwerer Kaliber. Bis 1. Februar war die Etappenstation Ghertele völlig in Grund 
und Boden geschossen. Auch Sartori, Roana und die umliegenden Häusergruppen bekamen die 
sinnlose Zerstörungswut der Staliener zu spüren. Man konnte von der Stellung aus gut beob¬ 
achten, wie ganze Häuserreihen im Granatfeuer zusammenstürzten. Welchen Zweck hiebei der 
Feind verfolgte, war unklar, da die Ortschaften weder Truppen noch Magazine beherbergten, 
höchstens als Altmaterialsammelstellen und ähnlichen unbedeutenden Zwecken dienten. 
294
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.