Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

und weittragenden Granatwerfern förmlich bespickt. Die Front lag daher von zwei Leiten unter 
verheerendem Feuer, wozu sich noch das Abwehrfeuer der italienischen schweren Geschütze gesellte. 
Die Straße ins Val di Lampo Mulo im Schrapnell- und Granatfeuer passierend, erreichte 
das >. Regiment in mühsamem Ausstieg durch dichten Wald den kahlen Höhenzug. Frisch gefal¬ 
lener Schnee hemmte das Vorwärtskommen. 
Der Regimentskommandant Obst. Barth v. Barthenau der I er Kaiserjäger erteilte den Befehl: 
5. und 4. Kompagnie, Maschinengewehrabteilung I und Sturmzug des I. Bataillons, sowie 7. und 
8. Kompagnie, Maschinengewehrabteilung V und Sturmzug des II. Bataillons lösen die 27er in 
der Stellung ab, die übrigen Unterabteilungen des I. und II. Bataillons beziehen als Reserve Frei¬ 
lager in der Rachel nächst dem Regimentskommando. 
Während des Tages (17. November) hatte der Feind die 27er angegriffen und war auch in 
ihre Stellungen eingedrungen. Lin rasch angesetzter Gegenstotz warf ihn wieder zurück. Unsere 
Artillerie, der diese Wendung entgangen war, belegte jedoch weiter die Stellung mit Sperrfeuer, 
verursachte schwere Verluste unter den 27ern und löste damit eine panikartige Stimmung aus. 
Sm Hämmern der Maschinengewehre und im Gewehrseuergeknatter, im Krachen der Schrap¬ 
nells und Granaten eilten die zur Ablösung bestimmten Kompagnien Uber das offene Gelände. 
Dunkle Punkte, die im Schnee hinter den Vorrückenden zu sehen waren, zeigten die Verluste an. 
Unter anderen wurde Oblt. Fakob und Lt. Leonardi verwundet. Sn der sogenannten Stellung — 
unausgebaute, seichte, ehemalige italienische Verbindungsgräben — und knietiefe Schützenmulden 
ohne Drahthindernisse — herrschte ein großes Durcheinander. 172er, 75er, 27er, Lote und Ver¬ 
wundete lagen bunt durcheinander. Die Fäger bemühten sich, ständig bedroht durch das Feuer 
vom Hauptkamm der Meletta und durch versteckte Maschinengewehrs, im hartgefrorenen Boden 
die Verteidigungsstellung zu vertiefen, jedoch vergeblich; Spaten und Beilpicken konnten im 
Felsboden nicht durchdringen. Wo es anging, wurden Steinriegel ausgebaut, um wenigstens 
gegen Sicht gedeckt zu fein, allerdings war die Wirkung des feindlichen Granatenfeuers umso 
verheerender. 
Kälte und Hunger erhöhten die MUhsale. Als sich die Nachricht verbreitete, daß sich in den 
vor der Front liegenden Almhüllen Lebensmittel befänden, meldeten sich viele FLger zu Lr- 
kundigungspatrouillen. Die am Melettakamm ausgestellten Gebirgsgeschütze beschossen ständig die 
vortastenden Patrouillen. Die Nähe des Feindes und dessen Aufmerksamkeit zwangen sie bald 
zur Umkehr. 
Hiezu berichtet Oblt. Karl Schrassl: 
„Während Obstlt. Högn sich mit den Offizieren des II. und des I. Bataillons Uber die Ge- 
fechlslage orientierte, waren die Staliener bereits in einem Teil der eigenen Stellung eingedrun- 
gen. Sch erhielt den Befehl, mit der 5. Kompagnie die Meletta di Gallio zu besetzen. Auf der 
Höhe angekommen, beauftragte ich Li. Kumar, mit einer Patrouille das Vorfeld zu erkunden, 
da sich niemand Uber den Verlaus der feindlichen Stellung im klaren war. Lt. Kumar fand einige 
Schwerverwundete eines Ifchechischen Regiments und ein «Fugsführer konnte ihn einigermaßen 
unterrichten. Um 5 Uhr nachmittags rückten wir in Schwarmlinie vor, wurden aber in unmittel¬ 
barer Nähe des Hauptkammes der Meletta di Gallio mit Geschützen und Maschinengewehren 
aufs schwerste beschossen. Unter andern wurde hiebei Lt. Kumar schwer verwundet. Während des 
Versuches, ihn zu bergen, erhielt er eine neue Verwundung. Fede geringste Bewegung löste 
neues Feuer aus, weshalb alle Verwundeten bis zur Dunkelheit in der Kampslinie verbleiben 
mußten. Bei der Bergung der Verletzten, welche zum Teil unmittelbar vor der feindlichen Linie 
lagen, tat sich insbesonders der altbewährte Utjg. Gumpold hervor. 
Am nächsten Tag wurde unsere mißliche Lage — konzentrisches feindliches Feuer aller Kaliber, 
ungeschützte Stellung, Kälte, Hunger und Durst — durch zahlreiche Kurzschüsse der eigenen Artil¬ 
lerie noch verschlimmert. Sch meldete dies mehrmals an das Bataillons- und Regimentskom¬ 
mando, ließ eine rote Zahne zur Orientierung unserer Artillerie auslegen: alles war vergeblich, 
immer wieder wurden unsere Linien von den Ligenen beschossen und es häuften sich die Verluste." 
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