Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

III. Korps planen könnten, In Voraussicht der kommenden schweren Kämpfe und in Anbe¬ 
tracht der Wichtigkeit des gefährdeten linken Flügels des III. Korps wurden vom 11. Armee¬ 
kommando im Laufe der ersten Junitage Reserven in diesem Abschnitt zusammengezogen. 
Wie vorausgesagt, eröffnete die mächtige italienische Artillerie am lv. Juni früh das Bom¬ 
bardement auf die Stellungen des III. Korps, GdJ. Josef Ritter Kraulwald v. Annau, die sich 
vom Abstur; zur Val Sugana bis zum Astico erstreckten. 
Lchon am ersten Schlachttage, am 10. Juni, gelang es den Italienern nach einer zermalmen¬ 
den Beschießung am linken Flügel der 6. Division die Höhe 2071 Lepozze der 12. Brigade 
zu entreißen. Dieser Erfolg eröffnete den Italienern beim Vordringen längs des Absturzes in 
das Val Sugana, der ihre rechte Flanke gegen Gegenstöße sicherstellte, den Weg zur Lima 
Dieci 2216, deren Besitz sowohl die Stellung des III. Korps auf der Hochfläche, wie der >8. Di¬ 
vision im Val Sugana unhaltbar gemacht hätte. 
Jur Stunde, da die Höhe 2071 verloren ging, lagerte das in Reserve befindliche II. Ba¬ 
taillon, Hptm. v. Hafner, des 4. Regiments friedlich in Piazza. Man ahnte nichts Gutes, als am 
12. Juni das Bataillon alarmiert wurde, denn der starke Kanonendonner auf der Hochfläche der 
Sieben Gemeinden ließ Schweres erwarten. Der Marsch ging zuerst Uber Zolgaria nach Bezzena 
in den Standort des III. Korpskommandos. Hier wurde das Bataillon, Hptm. v. Hafner, der 
6. Division zur Verfügung gestellt und zunächst als Reserve verwendet. Am 10. Juni langte 
zur Auffrischung der Kampfslände die 2. Kompagnie des XXVIII. Marschbataillons ein. Tags- 
darauf, am 17., wurde das Bataillon über den Portolepaß, der unter dem Feuer der schweren 
Kaliber lag, zur 12. Brigade vorgezogen. 
Die Lage war folgende: Die als Verstärkung herbeigehollen 59er hatten sich in heldenmütig¬ 
ster Aufopferung vergebens bemüht, die Höhe 2071 dem Feinde wieder zu entreißen. Das Ge¬ 
lände, in das die 4er Kaiferjäger nun gekommen waren, bildete eine flache von Dolinen durch¬ 
setzte Karstlandschaft, die westlich von der Lima Dieci und östlich von der Lima Maora be¬ 
grenzt wurde. Dazwischen lag fast an der italienischen Grenze die Höhe 2071 Lepozze, weiter 
südlich die Ortigara, Uber welche unsere alten, jetzt verlorenen Stellungen führten, ferner die 
Kote 2051, Uber welche die neue Widerstandslinie verlief und nach Osten ausbiegend, wieder in die 
alte Stellung auf dem Monte Ortigara überging. Das Gelände war felsig, nur spärlich bewachsen, 
ohne Baum und Strauch, stellenweise mit tiefem Schnee bedeckt, in welchen die neuen Gräben 
nur teilweise ausgehoben waren. 
Mit dem Besitze der Höhe 2071 beherrschte der Feind den ganzen Raum bis zur Lima 
Dieci, dem in erster Linie sein wuchtiger Stoß galt. In ihrem jetzigen Verlaufe war die Stellung 
der 0. Division auf die Dauer unhaltbar, eingesehen von der verlorenen Kote 2071, ließ sie 
keine Bewegung zu und die zahlreichen Maschinengewehre töteten jeden, der unvorsichtiger- 
weise sich bei Tageslicht vorwagte. Kavernen gab es in der neuen Linie keine, rückwärts nur 
wenige, Unterstände fehlten. 
Im Laufe der letzten Tage hatten die Italiener wiederholt versucht, ihren Erfolg durch hart¬ 
näckige Angriffe gegen den Monte Ortigara und die Höhe 2051 zu einer Verbreiterung der 
Einbruchsstelle vom 10. Juni auszunützen. Ihre Sturmkolonnen zerschellten aber an der 
Tapferkeit der in die Front der 6. Division eingeschobenen 14er und 59er. Die heißen Kampftage 
hatten aber der 6. Division sehr schwere Verluste gekostet; das Herauslösen der sehr er¬ 
schöpften und erschütterten Bataillone aus der Kampffront war daher eine dringende Not¬ 
wendigkeit geworden. 
Dementsprechend wurde in der Rächt zum 18. Juni das Bataillon 11/14 an der Ostfront 
der Monte Ortigara durch das II. Bataillon des 4. Regiments abgelöst. In voller Heftigkeit 
tobte der Feuerkampf als die 4er Kaiserjäger auf die Ortigara vorgezogen wurden. Trichter 
reihte sich an Trichter. Der Schnee lag stellenweise noch meterhoch, schwarz und gelb von den 
krepierten Pikringranaten glänzten die Felsen, hier und dort lagen verrostete Gewehre der Ver¬ 
wundeten neben ungezählten Blindgängern. 
16 Die Tiroler Kaiserjäger 
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