Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

über den zermürbenden Stellungskrieg auf dem Pafubio berichtet Utjg. Knittel: 
„Lin klarer Oktoderhimmel überwölbte unsere Stellung. Gegen Uhr vormittags erschienen 
fern am Horizont drei italienische Flieger. Bald schwebten sie über unseren Kopsen und spie¬ 
gelten ihre Tragflächen in der Mittagssonne. Lin schöner Anblick! Gleich konnten wir erken¬ 
nen, daß es sich diesmal um eine wichtige und genaue Aufklärung handelte, denn die feindlichen 
Zlieger wollten sich trotz starker Beschießung seitens unserer Artillerie nicht vertreiben lassen. 
Als jedoch von Norden her eine schneidige „Schwalbe" kam, die an Größe jedem der italieni¬ 
schen Flugzeuge unterlegen war, machten sie kehrt und verschwanden im blaugrauen Süden. An 
derlei Erscheinungen etwas gewohnt, machten wir uns nicht besonders viel aus der ganzen Ge¬ 
schichte. Bald aber begrüßten uns Granaten, die alle wohlgezielt in unsere Gräben niedersielen, 
innerhalb weniger Minuten hatte sich das feindliche Artilleriefeuer zum stärksten Trommelfeuer 
gesteigert. Lin großer Steinhagel überflog fortwährend unseren Unterstand, der an einem Fel¬ 
sen lag. Mit einem Mute, der den Kaiserjägern eigen ist, harrten wir der schweren Stunden, 
die uns bevorstanden. Den ganzen Nachmittag hatte das Trommelfeuer ungehalten und die Nacht, 
die jetzt hereinbrach, war eine sehr schwere. Um 9 Uhr abends bekam unser Fug den Befehl, 
schwarmweise den von Granaten besäten Höhenrücken bis zur Riegelstellung zu durchlaufen, um 
sich dort in der kümmerlichen Kaverne für den bald zu erwartenden Sturmangriff der Ftaliener 
bereitzuhalten. Drei Schwärme kamen in die Kaverne. Mein Schwarm, verstärkt durch ein Ma¬ 
schinengewehr, wurde knapp am Graben in einem Zelsenloch untergebracht. Lin Volltreffer schlug 
ein. Llf Kameraden lagen im Blute, das Maschinengewehr war verschüttet. 
2ch arbeitete mich aus den Trümmern heraus. Kaum war ich dem Steinhaufen entkommen 
und einige Schritte vom Fammerplatz entfernt, da pfiffen mir schon die Kugeln nach. Die Italiener 
hatten gestürmt und waren in die leere Stellung eingedrungen. Darüber erstattete ich kurze 
Meldung. Wir schritten zum Gegenstoß. Bajonett auf, Sturm! Die Italiener flohen. „Wo 
Fäger stürmen, da wächst kein Gras, da krachen die Schädel, wie klirrendes Glas unter Kol¬ 
benhieben in Splitter." 
Am 24. Dezember wurde am Pafubio von unseren Sappeuren der Stollen der Italiener mit 
Minen angegriffen und so ging es weiter. Dieser Minenkrieg forderte aber auch seine Opfer. 
So hatte am 18. April 1917 Ci. Paul Funk am Monte Pafubio den Heldentod gefunden. 
Hptm. Konas, Oblt. Oberwöger, die Leutnants Till, Parag, Schneider und Rizzardi sowie mancher 
brave Kaiferjäger erlitten am 2. Oktober Gasvergiftungen, denen Oblt. Oberwöger und Ct. Riz¬ 
zardi erlagen. 
Das IH. Bataillon des 4. Regiments in der Ortigarafchlacht 
(Funi 1917) 
Die hochgespannten Erwartungen der Italiener hatten sich in der zehnten (Zsonzoschlacht 
keineswegs erfüllt. Sie hatten wohl einen schönen Anfangserfolg errungen, doch vermochten sie 
ihn nicht auszuwerten und sich den Weg nach Triest freizumachen. Nun sollte ein längst gehegter 
Plan durchgeführt werden, der mindestens die Gewinnung besserer Stellungen in Tirol verhieß, 
um der Sorge wegen eines RUckenangriffes auf die iZfonzoarmeen behoben zu sein, möglicher¬ 
weise aber auch zur Eroberung von Trient führen konnte. Hiezu wurden zwölf Divisionen mit 
1500 Feuerschlünden aller Art auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden mit dem Fiele, zunächst 
den Kempelrücken, später den Pafubio zu gewinnen, aufgeboten. 
Stalienifche Überläufer verrieten dem 11. Armeekommando den bevorstehenden Angriff, der 
nach ihrer Angabe am 10. Funi früh beginnen sollte. Flieger bestätigten die Ansammlung star¬ 
ker Kräfte in der Gegend von Primolano im Val Sugana und östlich des Monte Febio vor 
dem linken Flügel des k. u. k. III. Korps. Dort hielt die 6. Division auf dem Monte Eampi- 
goletti, Monte Ehiesa, auf dem Monte Ortigara und auf der Höhe 2071 Cepozze. Es lag nun 
die begründete Annahme vor, daß die Italiener gewaltige Angriffe gegen diesen Frontteil des 
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