Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Jo £>ajj eine Besetzung nicht nur unmöglich, sondern auch ganz unnötig war. Erst im Rienztal 
lief unsere Stellung weiter, um aus dem Finnenplateau ihre Fortsetzung zu finden. Das Rienztal 
sperrte im Verein mit Standschützen unsere 8. Kompagnie. Der sanftere Westhang und die an- 
schlietzende Talstellung bei Schluderbach war von Landsturmtruppen besetzt, die ihre Posten bis in 
die Westmulde an den Futz der Südkuppe vorgetrieben hatten. 
Als wir die Nordkuppe mit der gut ausgebauten Hauptstellung übernahmen, erkannten wir 
gleich, datz dieselbe ein nur sehr schlecht übersichtliches Vorfeld habe und fast keinen Ausschutz 
gewähre. Dies war wohl mit auch der Grund, warum sich die Italiener mit solcher Ruhe am 
SUdraud unserer Kuppe hatten festsetzen können. Sofort wurde daher beschlossen, die alte Stellung 
nur mehr als Laufgraben vom rechten zum linken Flügel und als zweite Linie zu verwenden und 
gleichzeitig eine neue erste Stellung, möglichst weit gegen den SUdrand hin vorzutreiben. 3n der 
Nacht rekognoszierten wir das Vorfeld so gut als möglich und stellten den ungefähren Verlauf 
des neuen Grabens fest. Mit den Arbeiten zu dieser vorgeschobenen Stellung begann nun eine 
Feit mühseligen harten Kampfes gegen Fels und Erdreich, ein Kampf, der, wie gesagt, Uber ein 
Fahr dauerte, schlietzlich aber von schönstem Erfolg gekrönt war und aus dem Piano ein kleines 
Wunderwerk menschlicher Energie und Schaffenskraft entstehen lietz. 
Der Plan hiezu war grotzzügig und alles wäre gut gegangen, denn unsere Leute scheuten die 
Arbeit nicht, wenn es eben keine italienische Artillerie gegeben hätte. Kaum hatten wir von der 
alten Stellung aus begonnen Sappen vorzutreiben, kaum hatten die Arbeitsmannschaften ange¬ 
fangen, gleichzeitig bei Nacht von beiden Flügeln aus die neue Grabenlinie auszuheben, als auch 
schon die Italiener aus sämtlichen, ihnen zur Verfügung stehenden Geschützen ein regelmätziges, 
präzises Ferstörungsfeuer auf unsere Unternehmung richteten. Bei Tag und Nacht, ohne Unter¬ 
brechung beschossen sie unser Plateau, wobei sie in der Nacht durch starke Scheinwerfer vorteilhaft 
unterstützt wurden. Was mit gtotzer Fähigkeit und im Schweitze des Angesichts, meistens unter 
empfindlichen Verlusten an Toten und Schwerverwundeten errichtet worden war, wurde immer 
wieder durch sgstematisches Feuer aller Kaliber zu einem beträchtlichen Teile zerstört und nur 
ganz langsam, schrittweise drang man tiefer in das Erdreich ein. So verging der ganze Herbst 1916 
und erst als der Winter überall hohe, schützende Schneemassen auftürmte, konnten wir ruhig und 
ohne wesentliche Verluste Weiterarbeiten. Vor Beginn der starken Schneefälle halten wir Drähte 
über die Laufgräben gezogen und darüber dichtes Tannenreisig gelegt, fodatz der Schnee die 
Gräben wohl überdeckte, aber nicht ausfüllte, wodurch wir uns das zeitraubende Ausfchaufeln 
ersparten. Auch konnte man so, gut gegen Sicht gedeckt, die verschiedensten Arbeiten ausführen. 
Da uns elektrischer Strom aus den Werken des Pustertales zur Verfügung stand, wurden diese 
auf einfache Art improvisierten, aber natürlich finsteren Galerien, in gewissen Abständen mit 
Lampen versehen und so beleuchtet." 
Die Kämpfe des VI. Bataillons des 2. Regiments in den Zafsaner Alpen 
(September—Oktober 1916) 
Die in den Zassaner Alpen stehende k. u. k. 90. Division hatte am 28. August den Eauriol 
verloren. Bei Beginn der siebenten Zsonzoschlacht setzten die Ztaliener auch ihre Angriffe in den 
Zassaner Alpen fort. Unter den Verstärkungen, die an die Zleimstalfront herangeholt wurden, 
befand sich auch das VI. Bataillon, Mjr. Felix zur Helle, des 2. Regiments. 
Am 11. September erhielt das im Serradalager in Reserve befindliche VI. Bataillon den 
Befehl zum Abmarsch und zum Abtransport. Mit Stolz vernahmen die Angehörigen des VI. Ba¬ 
taillons das Lob, das ihnen anlätzlich des Scheidens von dem Negimentskommandanten Obstlt. 
Tschan gezollt wurde: 
„Mit aufrichtiger Trauer im Herzen sehe ich das VI. Bataillon aus der Familie des Regi¬ 
ments scheiden. Obwohl seit seiner Aufstellung noch kein Fahr vergangen ist, hat dieses Bataillon 
gelegentlich des siegreichen Durchbruches im Mai des glorreichen Fahres 1916 auf der Maronia, 
dem Mt. Sufella und auf dem Mt. Spin bewiesen, datz es nicht im Schalten der alten kampf¬ 
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