Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Vergebliches Ringen um den Monte Tiove. — 4. Regiment 
Das XX. Korpskommando hatte sich am 1. Funi abends entschlossen, die inneren Flügel der 
3. und der 8. Division gegen den Sattel beiderseits des Monte Rozzo Lovole angreifen zu lassen, 
inzwischen hatte im Monte Priafora-Abschnitte Oberstbrigadier v. Merten die Führung über¬ 
nommen. Ls standen ihm nach durchgeführten Ablösungen drei Bataillone des 4. Regiments, das 
IV. Bataillon des 1. Regiments sowie von der anschließenden 3. Division ein Bataillon des 
infanterieregiments Rr. 14 zur Verfügung. Doch vom Monte Priafora führte zum Monte Tiove, 
dem Angriffspunkt der genannten Gruppe, nur ein ganz schmaler Rücken, auf dem sich bestenfalls 
zwei Kompagnien entwickeln konnten. 
Der am 2. Funi eingeleitete Angriff erlitt durch Wolkenfchleier und infolge schwieriger 
ArtillerieunterstUtzung mancherlei Verzögerungen. Bis zum. Abend wurde wohl eine Kuppe ge¬ 
nommen, doch gab es infolge des sehr starken feindlichen Flankenfeuers erhebliche Verluste. Am 
3. Funi wurde wieder etwas Raum gewonnen, der Mt. Tiove blieb aber im Besitze des Feindes. 
Am folgenden Tag (4. Funi) verzögerten Regen und Nebel das Wirkungsschietzen der Artillerie. 
Die Kaiserjäger vom 4. Regiment konnten nur mühsam vorwärtskommen. Der Sturm am Abend 
mitzlang. Die Erfolglosigkeit weiterer Angriffe einsehend, beantragte Obst. v. Merten deren Lin- 
stellung und ließ die abgekämpften 4er Kaiserjäger in die Ausgangsstellung vom 1. Funi zurück¬ 
gehen. 
Mit Ende der ersten Funiwoche hatte der Widerstand der italiener sichtbar zugenommen, die 
verstärkte Artillerie begann wieder störend zu werden. Man wollte dennoch eine Änderung der 
Vage erzwingen. Zur Lösung der Aufgabe hatte die 8. Division die Hochfläche von Rovegno 
anzugreifen und diesen Angriff planmäßig durch überlegene Artillerie vorzubereiten. Die Artillerie 
sollte nacheinander die früher gewählten Angriffspunkte Mt. Tiove, Mt. Baccarezze, Mt. Rione 
und Mt. Togolo Niederkämpfen. Als Angriffslag war der 7. Funi in Aussicht genommen. Die. 
Bereitstellung der erheblichen Artilleriekraft beanspruchte aber viel Feit, zumal die Zufahrts- 
stratzen noch immer in einem sehr schlechten Zustand waren. Der infanterieangriff, den abermals 
Obst. v. Merten zu führen hatte, wurde ebenso wie das Tinfchietzen der Artillerie sehr sorgfältig 
eingeleitet. €s war beabsichtigt, den Angriff am 7. Zuni zu erneuern, doch wurde er wegen der 
schwierigen Vorbereitung auf den 12. Zuni verschoben. 
Am 9. Zuni sollte auch das in Reserve befindliche 3. Regiment vorgezogen und in den Raum 
Fontana verlegt werden. Zu dem Ortswechsel kam jedoch nur das IV. Bataillon, das an diesem 
Tage abends als Brigadereserve in Fontana eintraf. 
Der am 12. Zuni angesetzte Angriff brachte abermals eine schwere Lnttäuschung. in der Nacht 
hatte sich die 8. Division ungestört zum Borgehen gegen den Mt. Tiove bereitstellen können. Bei 
Tagesanbruch begann die Artillerie ihr Zerstörungswerk. Doch die aus der dichten Wolkendecke 
sich herabsenkenden Nebelschwaden behinderten alsbald die Beobachtung. Vorsicht gebot, die 
Flugbahnen höher zu richten, um die eigenen Truppen nicht zu gefährden. Dies beeinträchtigte 
offenbar die Wirkung, denn als die Kailerjäger vom 4. Regiment sich zum Angriff auf den 
Mt. Tiove erhoben, schlug ihnen das rasende Feuer des ungebrochenen Feindes entgegen. Das 
Regiment konnte sich zu alledem auf dem schmalen Höhenrücken nicht recht entwickeln. So gingen 
alle Versuche der tapferen 4er Kaiserjäger fehl. 
Am 13. Zuni hatte die 58. Gebirgsbrigade noch einmal den Angriff zu erneuern. Doch zähe 
verteidigten die italiener die mit Maschinengewehren bespickte, von Natur aus starke Stellung, 
so daß es dem 4. Regiment trotz aller Anstrengungen und Opfer wiederum nicht gelang, in die 
feindliche Stellung einzudringen. 
Kdt. Sieg! des 4. Regiments schildert seine Erlebnisse in jenem erbitterten Ringen um den 
Mt. Tiove: „Nacht, nach einem sturmdurchtobten, düsteren Tag. Tin feiner Regen rieselt nieder, 
der Boden aufgeweicht, bis an die Knöchel Kot. Tin einziges Ausgleiten und man rutscht hundert 
Meter und mehr den Steilhang hinab. Ts ist sehr dunkel und ziemlich ruhig, nur vereinzelte 
Schüsse Hallen durch den Nebel. Wir liegen unter unserem Zeltdach, still, müde und warten auf 
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